18. prache und Volksdichtung der Wenden. Von K. Johannes Walther. Die Treue zum großen deutschen Vaterlande, die Freude an seiner wahren äußeren und inneren Größe steht im genauen Verhältnis zu der Treue für das eigne kleinere Volkstum und das engere Vaterland. Ein Schwinden dieser Treue wird Hand in Hand gehen mit einem Erkalten jener, ihr Wachstum eine Verstärkung und Vertiefung jener einschließen. Beweis für die Wahrheit dieser Behauptung ist u. a. die Thatsache, daß in unserm Sachsenlande gerade in den Kreisen der deutsche Reichsgedanke der intensivste, wärmste und opferfreudigste ist, in denen man seit einer Reihe von Jahren die Liebe und das Verständnis fürs sächsische Vaterland und für den eigenen Stamm erhaltend und stärkend, sammelnd und forschend in glücklichster Weise pflegt, in richtiger Erkenntnis, daß nicht durch schrankenlose Centralisation, nicht durch Verwischen aller Stammeseigentümlichkeiten, nicht durch Uni- formierung und Uber-einen-Kamm-Scheren, sondern durch Festhalten und Stärkung gottgewollter und naturbegründeter Eigentümlichkeiten, ja selbst Eigenheiten beiden gedient wird: unserm geliebten Sachsenlande und dem Reich. Daß man bei diesem liebevollen Eingehen auf Sachsenart und Sachsen- brauch auch unsern sächsischen Wenden einige Beachtung und Forschung zu Teil werden läßt, liegt nahe und ist dankbarst zu begrüßen. Denn unser Wendenvolk ist einerseits so treusächsisch bis ins Mark und politisch so treu zu Kaiser und Reich, andererseits ein integrierender und in sich festgeschlossener besonderer Bestandteil unseres Sachsenvolkes, daß ein Studium dieser Eigen- art sich wohl lohnt; ferner wird der Geograph, der Geolog, der Historiker, der Folklorist und der Forscher auf anderen Gebieten eine Anzahl wendisch- sorbischer Sprachstämme und Wortwurzeln mit Nutzen gebrauchen oder kaum