58 Betrachtungen selbst der Anfang zu einer Zerrüttung des Hauswesens !). Sterbekassen oder Anstalten, welche gegen die Leistung mässiger Beiträge zur Zeit der Zahlungsfähigkeit, für den Fall des Be- dürfnisses eine genügende Summe zur Bestreitung der Begräb- nisskosten auszahlen, sind daher bei den untern Volksklassen seit längerer Zeit sehr populär, und die dazu erforderlichen Beiträge werden in grosser Ausdehnung willig übernommen. Die Unterstützung und Belebung dieser in ihrem Kerne gewiss höchst ehrenwerthen Gesinnung erscheint ebenso wünschenswerth, als ihre Leitung und Bewahrung vor Missbrauch und Verwirrung nothwendig. In der Regel erfüllen die bestehenden Kranken- kassen zugleich. die Aufgabe von Sterbekassen. Doch wäre eine Trennung und gesonderte Verfolgung beider Aufgaben gewiss zweckmässiger. Die Trennung der Rechnung oder eine besondere Uebersicht der für jeden Zweck geleisteten Zah- lungen und erforderlichen Beiträge ist schon im Interesse der Ordnung und Solidität der Anstalten nöthig. Die Berechnung der auf der Kasse lastenden Verpflichtungen und daher von den Mitgliedern zu fordernden Beiträge, beruht für Krankheits- und Sterbefälle auf ganz verschiedenen Grundlagen, ähnlich wie wir das oben bereits für die Fälle eintretenden Alters bemerkt haben. Die Führung besonderer Bücher über die gezahlten Kranken- und Sterbegelder, sowie der dazu geleisteten Beiträge ist daher unumgänglich um ein klares Bild von dem Zustande der Kassen und ein Urtheil über die Angemessenheit des Verhältnisses zwi- schen Anspruch und Leistung zu gewinnen, Bei den Sterbekassen muss in den ersten Jahren ihres Bestehens sich stets ein Kapilal sammeln und dieses eine Zeillang wachsen, weil die Beiträge einer Reihe von Jahren erforderlich sind, um die gegen Mitglie- der übernommenen Verpflichtungen zu decken und mit der Zahl der neu eintrelenden Mitglieder auch die Gesammtsumme der zu leistenden Zahlungen sich vermehrt. Ist eine Krankenkasse mit der Sterbekasse verbunden, so wird leicht das ungenügende Verhältniss zwischen dem Beitrag zur Krankenkasse und dem ——— 1) Siehe unter anderen A. Schneer: Ueber die Noth der Leinen- Arbeiter in Schlesien. Berlin 1844. S. 80.