Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde.

Bibliographic data

Monograph

Persistent identifier:: haesters_lehr_lesebuch_1872

Title:: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde.

Place of publication:: Essen

Publisher:: Druck und Verlag G. D. Bädeker

Document type:: Monograph

Collection:: bayern

Publication year:: 1872

DDC Group:: Recht

Copyright:: Ewiger Bund

Language:: German

— 8513 — Meil e8 geregnet hatte, waren taufend frijche Blüthen heruorgeiproßt, taufend Knospen geöffnet, und auf den Ylättern perlten Thautropfen. Erich fhwärmte ftill entzüet umher, wie eine emfige Biene, und pflüdte. $. 11. Da neigte fi bie Sonne zum Untergange, ımb ‚ber fröhliche Knabe eifte mit vollem Körbchen zur Heimath. Mie entzücte ihn fein Blumenjchak und der Perlenfranz feiner friih gejammelten Erobeeren. Die untergehende Sonne umftrahlte fein freundliches Antlig, während er Heim wandelte. Aber noch freundlicher glänzte fein Auge, al8 er den Dank und die Freude der zärtlichen Schweiter vernahm. „Nicht wahr," fagte die Mutter, „Die Freuden, bie wir an» dern bereiten, find doch die fhönften von allen!” 6. Der Hausftand ift die Grundlage des Staatd. Wo in den Häufern Gehorfam nicht gehalten wird, wird man e8 nimmermehr dahin bringen, daß eine ganze Stadt, Land, Fürftenthum oder Königreich wohl regiert werbe; denn da ilt das erfle Negiment, von dem alle anderen NRegimenter und Herrjchaften ihren Urfprung haben. Wo nun die Wurzel nicht gut ift, da kann weber Stamm, noch) gute Frucht folgen. Denn ein Fürftenthum ift ein Haufen Sleden, Städte und Yänder, ein Königreich ein Haufen Fürftenthümer. Dieje alle fpinnen fi aus einzelnen Käufern. Wo nun Vater und Mutter übel regieren, da fann weber Stadt, Markt, Dorf, Land, Fürftenthum, Köntgretch und Kaifer> thum wohl und friedlich regiert werden. Denn aus dem Sohn wird ein Hausvater, ein Richter, Bürgermeifter, Fürft, König, Kaifer, Prediger, Sckhulmeliter u.f.w. Wo er nun übel erzogen tft, werben bie Unters thanen, wie Der Herr, Da8 Haupt, wie Die Gliedmaßen. Darum hat Gott al3 am nöthigften angefangen, daß man im Haufe wohl regtere. Deun wo dag Negiment im Haufe wohl und rechtfchaffen geht, ift den andern wohl gerathen. — Darum joll ein Vater fein Kind wie ein Richter ftrafen, lehren mie ein Doktor, ihm vorpredigen wie ein Pfarrherr oder Bifchof. Mil ein Seder Hand Dbenan fein, Sr aus mit dem Fried, und Hader Eehrt ein. — Süßer Sang hat manchen Vogel betrogen. — (Dr. M. Quther.) 7. Wohlthätigkeit. $. 1. „Die armen, unglüdfichen Menfchen!” fprah Aline zur Frau Hold, ihrer Mutter. „Du follteft fie jehen! Vierzgehn Meilen wett find fle vor dem Feinde geflohen. Gr fol fengen, brennen und plündern, wohin er fommt.*” $- 2. „Ad, meine Tochter!" verfegte Frau Hold, „ber Krieg ijt eine8 Der größten Ilbel, das die Menfchheit brüdt. Dis haft Recht, baß bu bie armen Geflüchteten bebauerft; Theilnahme an dem Unglüd anderer geztemt einem guten, frommen Herzen.” $. 3. „Liebe Mutter,” fpracd Alwine, „ich habe wenig Gelb; aber Da wenige mill ich den Unglüklichen geben; bu erlaubft e8 Doch, daß ich auch altes Linnen zufammenfugge und den Armen bringe? Shre leider find ganz zerriffen.“ Haefters’ Lefebuch für Dberfl. evangel. MWolkstd. 33

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