Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde.

Bibliographic data

Monograph

Persistent identifier:: haesters_lehr_lesebuch_1872

Title:: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde.

Place of publication:: Essen

Publisher:: Druck und Verlag G. D. Bädeker

Document type:: Monograph

Collection:: bayern

Publication year:: 1872

DDC Group:: Recht

Copyright:: Ewiger Bund

Language:: German

_- A — dad reiche würtembergiiche Unterland, dad fchwargwälder Gebirge, und in weiter Berne die Berge Eothringens. Sin einem fihönen KHalbkreiß gelagert, von Norbmweit 5i8 Nordoft, von der Mündung des Nedars bid zum Ausfluffe des Lech8 Kegränzen die Heffifchen und fränfifhen Waldungen den Hortzont, und verhindern Die weitere Ausfiht. Dies find Die Auferften Linien Des SKreifes, von dem biefer Berg der Mittelpunkt ift. Aber innerhalb Diejed FKreijes, welch’ eine Kunte Landfehaft, meld’ Ihönes Gemälde! Wie abmwerhjelnd Thal und Berg, Wälder, Fluren und Ylüffe! Melche Menge von Höfen, Dörfern und Städten, die allenthalben, bald mehr, bald minder verjtet, mit ihren Thürmen und Ihimmernden Dächern und Binnen einen ungemein heitern Anblik ge währen. Ganz nahe, dem Anfchein nach nur einen Steinwurf weit, liegt am nördlichen Fuße de8 Berges die Stadt Gemünd, ehemals ein Gigenthum des Hohenftaufiichen Haufes. Chen jo nahe, nur auf de8 Berges fühlicher Seite, breitet fich in einem fruchtbaren Thale das Ichöne würternbergijche Städtchen Göppingen aus, das gleichfalls zu dem Befibthum der hohenftaufiihen Samilie gehörte. Das frohe Ge- fühl, in da8 den Beichauer die Iebendige Gegenwart verjeßt, wird getrübt bei dem Anbliet jo vieler in Trümmern liegender naher Berg- ichlöffer, Die fie, ringS über die niedrigen Drter erheben, und wie Vafallen um den fie alle überragenden hohen Staufen herumftehen. Nechberg, Staufened, Helfenitein, Namöberg, Scharfenberg, Berned, Drasenftein waren ehemald die Site Klühenber ©ejchlechter, Deren Andenken fogar zum Theil nun vermweht ift. Noch mehr dringt fi der Gedanfe an die DVergänglichkeit aller menschlichen Größe Deinem Geifte auf, wenn Du deine nächiten Imge: bungen betrachteit; denn von dem Stammhaufe der Hohenftaufen: ift, bi8 auf ein Heine Stüd Mauer, auch die Ießte Spur verjchwunden, und mit Grad und Difteln tft der Schutt überwacdhfen. Einjfame Ziegen weiden an ben fteilen Wänden des Berges und halbnadte Hirtenfnaben tummeln fich auf der Yuftigen Höhe, wo einft der mächtige Friedrich der Rothhart feine Sugend nerlebte. Sim Bauernfriege 1525 wurde von dem Schloffe verbrannt, was verbrenmnlich war. Die 7 Fuß Dide Ringmauer desjelben, zwei fefte Thürme, der Buben- und Mannsthurm genannt, und die Thore blieben ftehen und ftanden noch 1588. Geit jener Seit wurden die Steine von den benachbarten Bauern geholt, Die Thürme niebergeriffen, der Brunnen verfehütte. Sie mwühlten nad) Schäßen und fanden Menfchenfnochen, die fie verfejlenberten. Die Natur jelbft fcheint Hier oben zu trauern über den Untergang der großen Samilie, die bier ihren Wohnfik Hatte Menfchenleer tft Die Gegend, verlaflen fieht fich Der Wanderer, und nur das Geläute der Heerben oder einer naben- Rirchenglode dringt Hin und wieder zu feinem Ohr. Am fünlichen Mohange des Berges Tiegt das Dorf Hohenftaufen. in der alten Kirche desfelben, bie jchon ftand, al8 die Staufen Könige der Deutfchen waren, ift eine Eleine, niedrige Thür gegen ben Berg

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