Staatsbibliothek Logo Full screen
  • First image
  • Previous image
  • Next image
  • Last image
  • Show double pages
Use the mouse to select the image area you want to share.
Please select which information should be copied to the clipboard by clicking on the link:
  • Link to the viewer page with highlighted frame
  • Link to IIIF image fragment
  • Facebook Icon
  • Twitter Icon

Rosenheimer Anzeiger. 60. Jahrngang (60)

Access restriction

Public Domain Mark 1.0. You can find more information here.

Copyright

There is no access restriction for this record.

Bibliographic data

fullscreen: Rosenheimer Anzeiger. 60. Jahrngang (60)

Access restriction

Public Domain Mark 1.0. You can find more information here.

Copyright

There is no access restriction for this record.

Periodical

Persistent identifier:
rosenheim_anzeiger
Title:
Rosenheimer Anzeiger.
Document type:
Periodical
Collection:
Kingdom of Bavaria.
Copyright:
Ewiger Bund

Periodical volume

Persistent identifier:
rosenheim_anzeiger_jg_60
Title:
Rosenheimer Anzeiger. 60. Jahrngang
Volume count:
60
Place of publication:
Rosenheim
Document type:
Periodical volume
Collection:
Kingdom of Bavaria.
Year of publication.:
1914
Copyright:
Ewiger Bund
Language:
German

Contents

Table of contents

  • Rosenheimer Anzeiger.
  • Rosenheimer Anzeiger. 60. Jahrngang (60)

Full text

Uummer 301. 
zu schaffen, die in dem bekannten Donauwör-= 
ther Cassianeum vereinigt sind und eine Zier- 
de der Stadt bilden. 
Verschledene Nachrichten. 
Köln, 29. Dez. Der heftige Sturm, der 
in der lehten Nacht wütete, hat in Holland 
viel Schaden angerichtet. An mehreren Stellen 
sind Leute durch umfallende Baumstämme ge- 
tötet worden. Bei Mmuiden strandete der 
Dampfer „Delfland“ und bei Hoek van Hol- 
land lief das deutsche Rheinschiff „St. Niko- 
laus“ auf und sank. Die Bemannung ist ge- 
rettet. Die telegraphischen Verbindungen nach 
dem Nordwesten, Holland und Mitteldeutsch- 
land sind gestört. Der telegraphische Verkehr 
ist größtenteils unterbrochen. 
Graz, 29. Dez. In einem Resewespital in 
Leoben gelang dem Anzt Dr. Steinlechner eine 
schwierige Herjoperation. Er öffnete einem Zug- 
führer, der einen Schuß ins Herz erhalten hatte, 
den Brustkorb, hob das Herz in die Höhe und 
entfernte dann das im Herzbeutel stedende Ge- 
schoß. Der ärttliche Eingriff gelang und der 
Patient ist so weit wieder hergestellt, daß er 
Spaziergänge machen kann. 
Bawerische Nuchrichten. 
DHasing, 30. Dez. Zum Bürgermeister der 
Stadt Pasing wurde Rechtsrat Dr. Wunder 
mit 15 von 27 Stimmen gewählt. 
Füssen, 30. Dez. In der Nacht zum Mon- 
tag ist in der gräflich Dürkheimschen Brauerei 
in Steingaden infolge Kaminbrandes ein ver- 
hecrendes Feuer ausgebrochen, dem der ganze 
(Gehändelompler zum Opfer fiel. Das Feuer 
konnte noch in der Nacht gelöscht werden, es 
brach aber am folgenden Tage von Neuem aus. 
Als die Beamten und Feuerwehrleute das In- 
ventar der Bureaus zu bergen suchten, stürzte 
der große Kamin und die Hauptmauer ein. Die 
Trümmer begruben etliche Personen unter sich 
davon wurden vier getötet und vier schwer ver- 
letzt. Von den Beamten der gräfl. Verwaltung 
gehören zu den Toten der Brauereibuchhalter 
Engelmeier und der Oekonomiebaumeister Klein, 
ferner die Feuerwehrleute Schuhmacher Bertl 
aus Steingaden und Dollacker von Lechbruck. 
JZu den Schwerverletzten gehören drei Feuer- 
wehrleute und der gräfl. Brauereiverwalter 
Keerel. « - 
  
  
  
bonum-Neum- 
Grofß holzhausen, 29. Dez. Ueber den fol- 
genschweren Unfall in Aich b. Großholzhausen 
erhalten wir noch folgenden Bericht: Gestern 
nachm. 17:1 Uhr fiel plötzlich das Haus des 
Güllers Streub hier ein, während man eben da- 
ranging, ein Wasserleitungsrohr in das Haus 
Dineinzulegen. Von den stürzenden Mauern wur- 
de die Frau Streub erschlagen u. tot unter den“ 
Trümmern heiausgezogen. Der Maurer Felir 
Kronast war bis zum Halz unter den Schutt- 
massen begraben, kam aber mit dem Schrecken 
davon und wurde von den Nachbarn aus seiner 
ubien Lage befreit. Er hat nur leichte Ver- 
letzungen davongetragen. Helfende Nachbarn 
waren rasch zur Hand, um dem armen Streub 
den noch siehenden Teil des Hauses zu stützen 
und weiteren Einsturz zu verhindern. 
Kolbermoor, 29. Dez. Das Militärver= 
diensttreuz 2. Klasse mit der Krone u. Schwer- 
lern erhilt der BVizefeldwebel Josef Mühlber= 
zer im Res.-Fuß-Art.-Reg. Nr. 1. Der De- 
  
□— 
korierte ist ein Sohn des Hausbesitzers Jos. 
Mühlberger dahier. — Der 9 Jahre alte Sohn 
des Postboten Selderer erhlelt zum Weihnachts- 
geschenke ein Luftgewehr. Beim Spiel schoß der 
Knabe gegen seinen 2jähr. Bruder, traf die- 
sen in das Gesicht und verletzte ihn am lin- 
len Auge so sehr, daß dieses verloren ist. 
Miesbach, 29. Dez. Der landwirtschaftl. Be- 
zirksverein hielt seine Generalversammlung ab. 
Verbandsvorsitzender Gutsbesitzer Merk (Grund- 
nerhof) wies auf die Getreideernte, den Vieh- 
reichtum, die Eiereinfuhr, sowie auf die not- 
wendige Sparsamkeit im Verbrauch von Milch 
und Butter hin. Der Ruf zur Sparsankeit 
habe jent die größte wirtschaftliche Berechti- 
gung. Gutsbesitzer Weidl-Raßhofer (Schaft- 
lach) regte an, es möchten Staat und Indu- 
strie jetzt die Landwirtschaft, auf der die Er- 
nährung des Volkes und unserer Streitkräfte 
ruhe, durch Abgabe von Arbeitern unterstützen. 
Zu diesem Zwecke sollten in allen beoeuten- 
den Orten landwirtschaftliche Arbeitsnachweise 
errichtet werden. 
mühlborf, 29. Dez. Ein Raubversuch wur- 
de von einem Unbekannten an dem verw. 70= 
ährigen Getreidehändler Schönhuber, zurzeit in 
Oberneukirchen, verübt. Als Schönhuber nach 
Mühldorf ging, um dort 3000 Mark einzu- 
kassieren, wurde er auf dem Heimwege außer- 
halb Holzhausen auf freiem Felde zu Boden 
geschlagen. Der Ueberfallene setzte sich jedoch 
mit seinem Messer derart zur Wehr, daß der 
Näuber die Flucht ergriff. 
Feldposkbriefe und Feldposkkarlen. 
Noch vom 21. Oktober ist ein Brief datiert, 
in weschem ein Mitlämpfer einer hiesigen Fa- 
milie W. seinen Dank für übersandte Pakete 
um Auadruck bringt. In dem Brief lesen wir 
jerner: „Unter Tränen der Danlbarkeit schreibe 
ich diesen Brief, denn es ist furchtbar hart. 
weil man hier gar nichts bekommt. Die Leute 
ind so arm, auch der größte Bauer, denn es 
wird alles requiriert. Jedes Stück Vieh wiro 
rom Stall geholt, auch die Pferde kommen 
sfort. Da, wo wir jetzt stehen, hatten zwei Bau- 
ern ihre Pferde mit Stroh ganz verstedt, man 
jand sie aber doch. Wir können Gott oanken, 
baß sich der Krieg nicht in Deutschland ab- 
spielt. Hier muß nächstes Jahr eine solche Not 
rommen, die nicht zu beschreiben ist. In der 
Ortschaft haben die Leute noch vier Zentner 
Mehl und diese hat unser Wachtmeister holen 
kassen. Wir geben von unserem Kommiß her, 
kboas wir entbehren können. Vor zwei Tagen 
aben die Kolonialtruppen auf die Vayern 
einen Angriff machen sollen, aber sie verwei- 
nerten ihn, sie mußten von den Fram#osen mit 
eem Bojonett vorgelrieben werden. Aber welch 
cin Empfang durch unsere Maschinengewehre! 
Vom ganzen Regiment blieben sieben Mann 
als Gesongene, die anderen waren alle tob 
oder verwundet. Den Verwundeten konnte tei- 
ner helfen, weil die Franzosen immer auf das 
Note Kreuz schossen; dreimal wurde der Ver- 
such gemacht, aber immer vergebens.“ (3.) 
n n # 
  
Daß auch noch unter den Franosen Lente zu 
iinden sind, welche für deutsche Krieger (Gefühl 
haben, geht aus dem Briese eines verwundeten 
Landwehrmannes S. P. aus RNosenheim, her- 
vor, der in Nordfrankreich verwundet wurde. 
Er schreibt: „Wir waren in einem Dorfe, wel- 
eies scharf von den Franzosen mit Granaten 
beschossen wurde. Mein Kamerad W l(ein ehe- 
maliger Hausmeister beim Saubräu) und ich 
zagen etwas abseits in cinem Stadel, welcher 
noch nicht das Zielobjelt unserer Feinde war. 
(ében wollte ich den mir nachgesandten „Nosen- 
heimer Anzeiger“ lesen, als die Granaten unter 
höllischem Spektakel in unseren Stadel ein- 
schlugen und ich an der Wade ziemlich schwer 
verwundet wurde. Mein Kamerad schleppte 
mich sofort aus dem Stadel auf den Hof, wo- 
selbst aber auch er nicht unbedeutend verwundet 
wurde. Beide konnten wir uns nicht mehr von 
der Stelle bewegen und die Gefahr einer Ver- 
klutung schien nahe zu sein. Als rettender Engel 
erschien nun ein Franzmann in Zivil mit einem 
Zweiräderkarren, lud uns beide im größten 
Feuer auf und fuhr uns, so. rasch er konnte, 
oft so rasch, daß wir es kaum mehr aushalten 
donnten, weit zurück zu einem unserer Verband- 
plätze, woselbst wir sodann zmei Tage auf Stroh 
iiegen lLlieben, bis wir auf einen Sanitätszug 
verbracht werden und weiterfahren konnten. Ehre 
dem wackeren Feinde, der unser Leben w 
(3. 
* .# 
In dem Briefe eines Artillerie-Offiziers an 
seinen Freund in Rosenheim lesen wir: „Seit 
acht Tagen habe ich mit meiner Batterie täg- 
lich gefeuert und dabei schöne Erfolge gehabt. 
Die größte Heldentat hat jedoch einer meiner 
Leute vollbracht. Der Mann hat sich in zwei 
Nächten in die Stellungen der Franzosen ge- 
schlichen und die Stellung der feindlichen Ar- 
lillerie genau erkundet. In der dritten Nacht 
ist der Mann während eines heftigen Infanterie- 
gefechtes, während welchem die Aufmerksam- 
leit der feindlichen Artilleristen abgelenkt war. 
direkt in die feindliche Batterie gegangen und 
hat zwei schwere seindliche Geschütze in die Luft 
gesprengt. Bei dem eiligen Rückzuge wurde er 
von vielen Franzosen verfolgt; er hat sich hinter 
einen Baum gestellt und mit dem ihm mitgege- 
benen Browning die Verfolger abgewehrt, bis 
er seine Munition verschossen hatte. Dann ist 
er in der Dunkelheit, so schnell er konnte, fort- 
gelaufen und hat trotz des heftigen Feuers glück- 
lich in die Stellungen der Bayern zurückge- 
langen können, wo er ohnmächtig zusammen- 
brach. Er wurde für das Eiserne Kreuz vorge- 
schlagen und wird befordert. (.3.) 
Die Magisteaksrakswahl 
L in Nosenheim. 
Rosenheim, 30. Dez. 
Am 29. Dezember nahm das Kollegium der 
Gemeindebevollmächtigten die Wahl der Magi. 
stratsräte vor. Auszuscheiden hatten in diesem 
Jahre die Magistratsräte: Kaminlehrermeister 
Zischgl, Kaufmann Neff, Möbelfabrikant Rig- 
gauer, Kunstmühlbesitzer Oswald und Kauf- 
mann Keller. Davon haben die Magistratstäte 
Reff, Keller und Oswald auf eine Wiederkan- 
didatur verzichtel, sie scheiden also aus dem 
Magistrate aus. 
Für die jetzige Wahl umfaßte die Liste A 
solgende Namen: Brauer Geiger (dreimal), 
Gastwirt Petzendorfer (dreimal), Seiler Hin- 
termeier (zweimal), und Schlosser Gsinn (ein- 
mal): Liste B: Holzhändler Heliel (dreimal), 
Spediteur Kalteis (dreimal), Privatier Dr. 
Rothdauscher (zweimal), Kaufmann Genmoyr 
(einmal), Privalier Schmidt (einmal); Liste C: 
Mobelfabrikant Riggauer (zweimal), Kamin- 
lehrermei'er Zischgl (zweimal), Rechtsanwalt 
Kollmann (zweimal), (Gaitwirt Eder (einmal), 
Cafetier Wendl (einmal). 
Die Liste à vereinigte drei flimmberechtigle 
Kollegiumomitglieder auf sich; von 
Mitgliedern für die Liste B fehlten zwei: Dr. 
Karl Lechleuthner, der im Felde steht, und 
Rechtsanwalt Scheuer, welcher beruflich verreist 
war. Von den 16 Mitgliedern für die Liste C 
fehlte Selretär Breitenhuber wegen Krankheit. 
Gewählt wurden von der Liste B: Holzhändler 
  
Bene., 51. Dzember 1914 
Heliel und Spediteur Kalteis mit je 27 Stim- 
ren und vochdrr Liste C Möbelfabrikant Rig- 
Lauer, Kaminkehrermeisser Zlschgl und Rechts- 
nwalt Kollmann mit je 30 Stimmen. Die 
Liste & ist bei dieser Wahl nicht zum Zuge 
gekommen. . 
Für die neugewählten Magistratsmitglieder 
Heliel, Kalteie und Kollmann, welche bisher dem 
Kollegium der Gemeindeb:vollmächtigten ange- 
I rten, treten deren Ersatzmänner in das Kolle- 
Lium der Gemeindebevollmächtigten ein, und 
zwar von Liste Bäckermeister Buchecker und 
Fabrikbesitzer Niedermayr und von Liste C 
Brauereibesitzer Krichbaumer. Bezüglich der Er- 
fahmänner für den Magistrat verweisen wir 
cuf die amtliche Bekonntmachung in unserer 
rächsten Nummer. « 
Cetalnschrichten. 
Rosenheim, 30. Dez. 
Auf dem Felde der Ehre gefallen: 
Georg Gleichsner, Fabrikarbeiter in Heufelden, 
Gefreiter im Res.-Ins.-Rgt., Ritter des 
Sisernen Kreuzes; Georg Riedl, Schuhmachers- 
gohn von Marlrain, Res. im 4. Jäger-Bat.; 
Nax Raab, Holsbauerorohn von Foching; An- 
ton Angerer, Oekonomens= und Holzhändlers- 
ohn von Pallnkam, Res. im 2. Res., Juf.-Rgt.: 
Seb. Fischberger aus Rieden bei Wasserburg, 
(IIfleger in Homburg. Soldat im Res.-Inf. 
e#igt. Nr. 8; Anton Heiß, Gütlerssohn in Emp- 
ing, Pfarrei Heldenstein, Soldat im 16. Infs.= 
igt.; Josef Eder, Maurer in Mühldorf, Land- 
wehrmann beim 13. Nes.= Inf.-Rgt. 
Das Eiserne Kreunm. Mit dem Eisernen 
kreuz wurden ferner ausgezeichnet: Hans 
Schindler, Gefreiter, zimmermann aus Glonn: 
Bankratius Zacherl, Monteur aus Mittergars; 
Andreas Oswald, Bauerssohn aus Mittergars; 
Andreas Kasil, Postschaffner aus Wasserburg: 
Josef Airainer, Sohn des Bürgermeisters von 
Frabertsham; Georg Stöllner, Oswaldbauers-= 
ohn von Unterpirach. 
Königs Geburtstag. Der König hat 
ten Wunsch ausgesorochen, es mochte mit Rück. 
icht auf den Ernst der gegenwärtigen Kriegs 
ziten die Feier des Allerhöchsten 70. Geburis- 
vestes auf Festgottesdienste beichränkt werden. 
Aluch sollen die Seiner Majestät zum Jahres- 
niecksel etwa mgedachten Glücka-ünsche mit den 
(Slückwünschen zum Allerhöchten 70. Geburts- 
ieste verbunden werden. 
Junstisdienst. Die Gericktoschreibergehil. 
jzen Karl Horl beim Amtsgericht Ebersberg 
und Franz Taver Schlemmer beim Amtsgericht 
Aibling wurden zu statuomäßigen Gerichtsassi= 
w#enten bei diesen Gerichkten in etatemäßiger 
Eigenschaft ernanm. 
Seinen 70. Geburtetag kann Herr Kgl. 
entamtsdiener Dominikus Krug morgen Don 
nerstag, den 31. Dezember, begehen. Herr 
Arug, der in weitesien Kreisen belannt iit. iist 
„ioch völlig rustig und gesund und versieht auch 
ireute noch aktiv seinen Dienn. Der Siebzig. 
ährige ist auch Feldzügler von 1856 und 
1370 71. Unter Anertennung seiner Dienst 
leistung wurde Herr Krug vor mehreren Jahren 
nit dem Mickaelvorden 3. Klasse auegewich- 
net; er ist auch Inhaber des Verdienllreuzes 
r 40 jahrige Diens#zeil. An der Freude die— 
ies Jubeltages nimmt auck seine Gattin teil. 
Von den drei Kindern sieht ein Soln zurzeit 
im Felde im Sanitätsdienst. Zu den Gratu- 
anten, welchke des Jubilars an diesem Tage 
nedenken, mochten auch wir 2ahlen und ibm 
#ansere besten Gluckuunscke entbielen. 
In treuen Tiensten. Am 1. Januar 
1915 sind 40 Jahre verflossen, jeitdem die 
Kochin Johanna Gugg in Dimsite der Familie 
  
Da+ ichloß ich schweren Hergens hinter ihr chenken konnd 
die Tür. , Ich beeilte mich natürlich, der Aufforderung 
» Folge zu leisten, und ich war aufs neue ge- 
3. Kapitel. blendet von Lydias Schönheit, als ich sie in 
Die ganze nächste Woche verfloß mir in 
angestrengtester Tätigkeit, ohne daß ein Ereignis 
pon irgendwelcher Bedeutung das Einerlei 
weeiner Arbeit unterbrochen hätte. 
1 Die Polizei schien ihre Tätigkeit in der An- 
belegenheit des unbekannten Toten wieder ein- 
estellt zu haben oder doch wenigstens keinen 
erdacht mehr gegen mich zu hegen. Denn ich 
erhielt weder eine Vorladung zum Verhör, 
noch wurde ich auf andere Art mit der Sache 
befaßt. Vielleicht sprach das Gerücht die Wahr- 
beit, von dem Francois mir eines Tages Mit- 
eilung machte, das Gerücht nämlich, daß eine 
Auslage des Jürsten, der mit großer Ent- 
schiedenheit für mich eingetreten sei, diese Wen- 
dung der Dinge herbeigeführt habe. Seine 
durchlaucht selbst dorum zu befragen, hatte ich 
eine Gelegenheit mehr, denn er war mit allen 
anderen nach Bukarest abgereist, und nur einige 
wenige Dienstboten waren im Schloß zurück. 
zeblieben. 
„Am sechsten Tage erreichte mich der be- 
immte Besehl, unverzüglich ebenfallo in die 
dauptstadt zu kommen und mich sogleich in 
# Palais des Fürsten Potesci zu begeben. 
Ma zae dort auf meine Ankunft vor- 
ereitet, denn der Pförtner empfing mich mit 
ft Mitteilung, daß zwei Zlmmer für meine 
lusnahme hergerichtet seien. Und ich hatte 
ieselben kaum in Augenschein genommen, als 
#“ Zose der Prinzessin mit der Bestellung er- 
bien, Ihr= Durchlaucht wirde sehr ersreut sein, 
denn ich ihr, die mich im großen Salon er- 
  
  
  
varle, so bald ales möglich ein paar Minuten 
großer Besuchstoilette vor mir sah. 
Freundlich lächelnd streckte sie mir ihre 
Hand entgegen. 
„Willkommen, Herr Lazar! — Ich freue 
mich herzlich, Sie hier hen. Sie sind eine 
so wichtige Persönlichkeit und müssen um Ihrer 
Wichtigkeit willen so sorgfältig überwacht werden, 
daß man Sie wahrscheinlich für einige Zeit hier 
sesthalten wird. Und ich hoffe, Sie sind darüber 
nicht gar zu unglücklich. Ich habe vorhin Ihre 
Zimmer besichtigt und ich bitte Sie, mir zu 
sagen, ob Sie sie nach Ihren Wünschen ein. 
gerichtet finden.“ 
„Sie sind viel zu luxuriös für meine Be- 
dürf nisse, Durchlaucht! Man tut wahrschemmlich 
nar nicht wohl daran, mich so sehr zu ver- 
wöhnen, denn ich werde mir später schwerlich 
einen ähnlichen Komfort leisten können.“ 
„Nun, wer weiß!“ lachte sie. „Aber ich 
wollte so vieles mit Ihnen besprechen, und nun 
wartet unglücklicherweise schon der Wagen. Eines 
aber muß ich Ihnen doch gleich sagen. Ich hatte 
gestern das Vergnügen, mit Herrn Gleva zu 
speisen, und wir haben bei dieser Gelegenheit, 
sehr viel von Ihnen gesprochen.“ 
„ atte die Güte, vor einiger Zeit an 
mich zu schreiben, mir ein sehr großmütiges 
Anerbleten zu machen, und mich zu einem Be- 
such einzuladen, wenn ich nach Bukorest käme.“ 
Irgend etwas im Ton meiner Worte mußte 
zum Verräter der Enofindunßen geworden sein, 
die ich für meinen großmütigen Oheim hegte. 
Denn Lodla legte ihre Hand leicht auf meinen 
Arcm und sagte: 
  
  
Ich hasffe. Sie werden verstandig sein, 
Herr Lazar! Ihr Oheim ist ein vortrefflicher 
alter Herr.“ 
„Er ist der Bruder meiner Mutter. Durch- 
laucht,“ erwiderte ich, „.und er hät:e mich im 
tiessten Elend umkommen lassen.“ 
„Er hatte keine Ahnung davon, daß es 
Ihnen schleiht ging — glauben Sie mir das! 
Wenn Sie nur gehört hätien, mit welchem 
Interesse und welcher Anteilnahme er von 
Ihnen gesprochen hat! — Sie werden ihn 
natürlich besuchen ?“ 
„Gewiß — das ist ein einsaches Gebot der 
Höflichkeit. Ich sehe nicht recht ein, welchen 
Nutzen er oder ich davon haben könnten, aber 
da er es wünscht, werde ich es nichtsdesto- 
weniger tun.“ 
„Seien Sie nicht töricht,“ wiederbolte sie. 
„Herr Gleva ist sehr reich, und er hat keinen 
näheren Anverwandten als Sie. Außerdem 
haben Sie die Einsamtkeit und Abgeschlossen- 
heit nun lange genug genossen, und es ist an 
der Zeit, daß Sie das Leben auch wieder ein 
wenig von seiner vergnüglicheren Seite kennen 
lernen. Herr Gleva ist ein recht guter Freund 
von mir, und ich habe ihm versprechen müssen. 
mit Ihnen über diese Dinge zu reden. Es 
würde mich sehr betrüben, wenn Sie nicht in 
das rechte Verhältnis zu ihm kämen. Ich weiß 
ja, daß Sie ebensowohl recht liebenswürdig 
wie das gerade Gegenteil davon sein können.“ 
„Um Ihretwillen. Durchlaucht, werde ich 
also versuchen, das zu sein, was Sie liebens- 
würdig neunen.“ 
„Das ist bübsch von Ihnen. Und nun er- 
zählen Ste mir etwas von meinem lieben Po- 
lesci!“" 
„ t nicht vicl zu erzahlen. Ich habe 
leit Ihrer Abreise hait gearbeitet und außer 
meinem Diener kaum einen Menichen zu Ge- 
sicht bekommen.“ 
„Und jene Frau — die Bewohnerin des 
Strandschloßchens?“ 
„Ich vermute, daß sie Potesci verlassen hat. 
Jedenfalls babe ich #ie nicht mehr gesehen.“ 
Diese Nachricht schien ihr große Genug- 
tuung zu bereen. i aber faßte mir ein 
Herz, sie zu frogen, wie sich inzwischen die 
Be ziehungen des Fürsten zu dem Obersten 
Sutzko gestaltet hatten. Da glitt ein Schatten 
uber ihr Gesicht. 
„O, das ist ein trauriger Kapitel,“ sagte sie 
mit gedämpfter Summe. „Mein Vater hat dem 
Obersten die vermeintliche Beleidigung noch 
immer nicht vergeben; ja. es scheint, daß er 
ihm immer heftiger grollt. Ich habe den 
Obersten inzwischen nur ganz früchtig sehen 
können. Denn er kommt nicht bierher.“ 
„In einer Zeitung fand ich zu meiner Be- 
stürzung eine Andeutung über die Aufhebung 
Ihres Verlöbnisses und — —"“ 
.Das entspricht nicht der Wahrbeit.“ unter- 
brach sic mich racch. „Alles ist noch so, wie es 
war. Aber dieser Zustand der Ungewißheit 
ist freilich schlimm genug. Kaum weiß ich noch. 
ob ich verlobt bin oder nicht. Der Oberst 
hat mir hochsinnig angeboten, das Verlöbnis 
zu lösen; aber auf meinen Wunich kamen wir 
überein, noch eine Weile zu warten.“ 
wollie ihr antworten, aber sic bedeutele 
mich durch einen Blick, zu schweigen, und es 
war gut, daß ich die stumme Anfforderung 
sogleich verstand: denn binter mir war, ohne 
das, ich es bemerkt hatte, der Fürst in den 
  
Salon detrelen, vornehm und aulrecht wie in
	        

Cite and reuse

Cite and reuse

Here you will find download options and citation links to the record and current image.

Periodical volume

METS METS (entire work) MARC XML Dublin Core RIS IIIF manifest Mirador ALTO TEI Full text PDF DFG-Viewer OPAC
TOC

Image

PDF ALTO TEI Full text
Download

Image fragment

Link to the viewer page with highlighted frame Link to IIIF image fragment

Image manipulation tools

Tools not available

Share image region

Use the mouse to select the image area you want to share.
Please select which information should be copied to the clipboard by clicking on the link:
  • Link to the viewer page with highlighted frame
  • Link to IIIF image fragment