Full text: Lehrbuch des Deutschen Staatsrechts.

1012 Zweiter Teil. Viertes Buch. 8 238. 
Amtern ist auch ohne besondere gesetzliche Vorschriften. eine 
Mitwirkung des Staates erforderlich, um für die betreffenden Amter 
die Anerkennung desselben zu erlangen. Doch haben die Gesetze 
bei Veränderungen in der Organisation der Parochien die Staats- 
genehmigung meist ausdrücklich vorgeschrieben !. 
2. Auf die Besetzung der Kirchenämter übt der Staat in 
zweifacher Richtung einen Einfluß: a) indem er gewisse Vor- 
bedingungen für die Übertragung derselben aufstellt. Diese sind: 
Besitz der Reichsangehörigkeit oder der Staatsangehörigkeit des 
betreffenden Staates, an deren Stelle jedoch nach Artikel 3 der 
RVerf. ebenfalls die Reichsangehörigkeit tritt?, und wissenschaft- 
liche Vorbildung, b) indem er sich das Recht vorbehält, gegen 
die Anstellung gewisser Personen in Kirchenämtern Widerspruch 
zu erheben und zum Zwecke der Ausübung dieses Rechtes den 
geistlichen Obern die \erpflichtung auferlegt, die von ihnen an- 
gestellten Geistlichen der Regierung anzuzeigen®, 
Hinsichtlich der Besetzung der Bischofsstühle bestehen 
besondere Bestimmungen. In Bayern steht dem Könige das 
1 Bayr. Bel. Ed. 88 76 und 77. Konk. Art. 12 Nr. f., Württ. G. vom 
80. Januar 1862 Art. 17, Bad. Ortskirchensteuergesetz vom 20. Nov. 1906 
(Eassun vom 8. Aug. 1910), Art. 1, 11, Hess. G. vom 5. Juli 1887 Art. 10, 
ächs. G. vom 28. August 1876 $ 19, S.-Weim, G. vom 7. Oktober 1823 8 17. 
Übereinstimmend: Bockshammer, Indigenat 51 und Hinschius, Kirchenrecht 
in v. Holtzendorffs Enzyklopädie, 5. Aufl. 8. 873, entgegen der Kirchenrecht 
2 504 vertretenen Meinung. And, Ans. auch v. Sarwey, Württemb. Staats- 
recht 2 425 N. 27. 
3 Preuß. G. vom 11. Mai 1878 85 15 u.16, G. vom 11. Juli 1883 Art. 1, 
G. vom 29. April 1887 Art.1 88 i—3. Das Einspruchsrecht und die Anzeige- 
pflicht besteht hier jetzt nur noch für dauernd übertragene Pfarrämter und 
das Amt des Bistumsverwesers (Anschütz, Komm. 1 357ff.), Bayr. Konk. 
Art. 11, Württ. G. vom 30. Januar 1862 Art. 4, Bad. G. vom 9. Oktober 1860 
9, Hass. G. vom 5. Juli 1887 Art. 9, Sächs. G. vom 23, August 1876 88 25 
is 26, S-Weim. G. vom 7. Okt. 1823 $ 17, Braunschw. G. vom 10. Mai 1867 
22, Schw.-Rud. V. vom 10. November 1871 $ 2, Lipp. Ed. vom 9. März 
854 Art. 2, Franz. Konk. Art. 10, Org. Art. Art. 19. 
i Mejer, Das Veto deutsch-protestantischer Staatsregierungen gegen 
katholische Bischofswahlen, Rostock 1868; v. Ketteler, Das Recht der Dom- 
kapitel und das Veto der Regierungen bei den Bischofswahlen in Preußen 
und der oberrhleinischen Kirchenprovinz, Mainz 1868; Herrmann, Das staat- 
liche Veto bei Bischofswahlen nach dem Recht der oberrheinischen Kirchen- 
provinz, Heidelberg 1869; Friedberg, Das Veto der Regierungen bei Bischofs- 
wahlen in Preußen und der oberrheinischen Kirchenprovinz, Halle 1869; 
Schulte, Die Rechtsfrage des Einflusses der Regierung bei den Bischofs- 
wahlen in Preußen mit Rücksicht auf die oberrheinische Kirchenprovinz, 
Gießen 1869; Hirschel, Das Recht der Regierungen bezüglich der Bischofs- 
wählen in Preußen und der oberrheinischen Kirchenprovinz, Mainz 1870; 
F,. v. Sybel, Das Recht des Staatas bei Bischofswahlen ın Preußen, Hannover 
und der oberrheinischen Kirchenprovinz, Bonn 1873; Friedberg, Der Staat 
und die Bischofswahlen in Deutschland, Leipzig 1874; Der Einfluß der 
deutschen protestantischen Regierungen bei den Bischofswahlen (von einem 
Juristen) im Archiv für katholisches Kirchenrecht 78 225 £., 411 ff., 605 fi.; 
Stutz, Der neueste Stand des deutschen Bischotswahlrechts (Kirchenrecht!. 
Abhandl. Heft 58) 1909; Rotenbücher, Über das deutsche Bischofswahlrecht, 
mn .
	        
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