Die Zeit des Deutschen Bundes. $ 50. 141
Eine Mobilmachung der Bundeskontingente konnte durch
Beschluß der Bundesversammlung angeordnet werden und mußte
binnen vier Wochen vollendet sein®. Im Fall eiues Krieges
wählte die Bundesversammlung im Engeren Rate den Bundes-
oberfeldherrn und einen Generalleutnant als Stellvertreter.
Dieser war der Bundesversammlung untergeordnet und ihr gegen-
über verantwortlich. Den Öperationsplan hatte er nach eigenem
Ermessen zu entwerfen und in seinen Grundzügen der Bundes-
versammlung vorzulegen. Er konnte Unterhandlungen mit dem
Feinde führen und eine zeitweilige Einstellung der Feindseligkeiten
verabreden; zu einem eigentlichen Waffenstillstand war dagegen
die Genehmigung der Bundesversammlung erforderlich®?. Die Er-
nennung der Korpskommandanten erfolgte durch die betreffenden
Regierungen, bei gemischten Korps auf Grund stattgehabter Verein-
barungen !®,
Bundesfestungen waren ursprünglich Mainz, Luxemburg
und Landau !!. Die Ausübung des Besatzungsrechtes in denselben
war durch spezielle Verträge der einzelnen dabei beteiligten Staaten
geregelt. Durch spätere Beschlüsse der Bundesversammlung
wurden auch Rastatt und Ulm zu Bundesfestungen erklärt!®, Das
Besatzungsrecht dieser Festungen ebeuso wie das Eigentum an den
Festungswerken stand dem Bunde zu, welcher seine Rechte durch
Truppen der Einzelstaaten ausübte. Diese Rechte dürfen jedoch
nicht als Staatsservituten aufgefaßt werden!*. Denn sie standen
dem Bunde nicht innerhalb eines fremden Gebietes, sondern
innerhalb seines eigenen Gebietes zu.
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8 B. B. vom 4, Jan. 1855 $ 35 u. $,
® B. B. vom 9. April 1821 Art. 13—15, vom 11. Juli 1822 33 45—66,
vom 4. Jan. 1855 $ 37.
10 B. B. vom 11. Juli 1822 8$ 67—75.
11 Protocole pour r&gler les dispositions relatives aux territoires et places
cedees par la France vom 20. November 1815 (G. v. Meyer a.a. 0. 1 291 f.),
Art. 10. B. B. vom 5. Oktober 1820 (G. v. Meyer a. a.0. 2 116) u. 28. Juli
1825 (a. a. O. 171 ff.). .
1? Mainz: Vertrag zu Frankfurt zwischen Österreich, Preußen und
Großherzogtum Hessen vom 80, Juni 1816 (G. v. Meyer a. a. O. 118), Militär-
konvention zu Karlsbad zwischen Österreich und Preußen vom 10. Aug. 1817
G. v. Meyer a. a. O. 119 ff). Luxemburg: Protokoll vom 15. Nov. 1815
Art. 10, Verträge zu Frankfurt zwischen Preußen und Luxemburg vom
12. März 1817 u. 17. Nov. 1856 (G. v. Meyer a.2.0. 125 u. 668). Landau:
Protokoll vom 15. Nov. 1815 Art. 10. Vertrag zu München zwischen Öster-
reich und Bayern vom 14. April 1816 (G. v. Meyer a. a. O. 124).
18 B.B. vom 26. März 1841 u. 11. Aug. 1842 (G. v. Meyer a. a. 0. 405).
14 Dies tut z.B. H. A. Zachariä, St.R. ($ 293) 2 835 und Artikel „Dienst-
barkeiten, staatsrechtliche* im Staatswörterbuch 8 293; Mejer, Einleitung
($ 49) 182 N. 19; Clauss, Die Lehre von den Staatsdienstbarkeiten 154
(Tübingen 1894). Der letztgenannte Schriftsteller will, um den Charakter
der Besatzungsrechte als Staatsservituten aufrechtzuerhalten, als berechtigte
Subjekte nur die besatzungsberechtigten Einzelstaaten anerkennen. Diese
Auffassung ist aber mit den betreffenden Festsetzungen nicht im Ein-
klang, welche die Festungen ausdrücklich ala Festungen des Bundes be-