Die Organe. $ 101. 955
einzelt nach relativer Majorität?. In einigen Staaten genügt
für die Wahl der Wahlmänner relative Majorität, während für die
der Abgeordneten absolute erfordert wird®. Erlangt in der ersten
Abstimmung niemand die erforderliche Majorität, so findet eine
engere Wahl (Stichwahl) und zwar in der Regel unter denjenigen
beiden Personen statt, welche die höchste Stimmenzahl besitzen ®;
doch kommt auch die Einrichtung vor, daß die Beschränkung auf
zwei erst im dritten Wahlgange stattfindet oder zwar eine engere
Wahl nicht eintritt, bei der zweiten Abstimmung aber relative
Mehrheit entscheidet!°. Bei Stimmengleichheit entscheidet das Los.
Zur Feststellung der Wähler wird vor der Wahl eine Liste
aufgestellt. Diese liegt eine Zeitlang öffentlich aus; die Wähler,
welche ausgelassen sind, haben das Recht, Einsprache dagegen zu
erheben und die nachträgliche Aufnahme zu beantragen. Die Ein-
tragung in die Liste ist die Voraussetzung der Ausübung des
Stimmrechtes!!. Nur sehr vereinzelt kommt eine permanente
Liste der Wahlberechtigten vor 2.
Die früher vielfach übliche Wahl von Stellvertretern ist
in neuerer Zeit meistens aufgehoben worden, sie kommt nur noch
ganz vereinzelt vor'®,
? Bayr. WG. Art. 14, Sächs. WG. vom 3. Dez. 1868 $ 30, S.-Alt. WG.
8 23 (G. vom 15. Jan. 1898 u. 4. Jan. 1904).
8 Braunschw. WG. 85 1 u. 16.
% So in Preußen (V. vom 80. Mai 1849 8S 28, 30), Sachsen (WG. 3 30
Hessen (G. vom 3. Juni 1911 Art. 52), Sachsen -Weimar (Landtags WG. $8 32, ch
Oldenburg (WG. 8 36, relative Mehrheit bei Nachwahl), Braunschw. WG.
$ 16, S.-Mein. WG. Art. 12, Anh. WG. 8 15, Schw.-Sondh. WG. $ 16 u. 28
(undeutlich; es wird sofort zu einer engeren Wahl geschritten), Schw.-Bud.
WG. $ 11, Reuß ä. L. WG. 8 17 u. G. vom 18. Mai 1913 die Landstände
betr. $ 10, Reuß j. L. WG. vom 8. Jan. 1913 8 19, Schaumb.- ipp- WG. vom
22. März 1906 Art. 23, Lipp. WG. vom 19. Okt. 1912 $ 14, Wald. WG. ui
10 Keine engeren Wahlen (Stichwahlen) kennen: Bayern (Landtags WG.
Art. 14: Wahl erfolgt durch relative Mehrheit mit der Einschränkung, daß
der Gewählte mindestens ein Drittel der gültigen Stimmen auf sich ver-
einigen muß; bei dem eventuell erforderlichen zweiten Wahlgange fällt diese
Einschränkung weg), Württemberg (Vgl. $ 144: im ersten Wahlgang entscheidet
absolute, im zweiten relative Mehrheit), Baden (LandtagsWG. 88 64 ff: im
ersten Wahlgang absolute Mehrheit, im zweiten relative, doch kommen für
den zweiten nur diejenigen Kandidaten in Betracht, welche mindestens
15% der abgegebenen Stimmen erhielten). Vgl. ferner: S.-Kob.-Goth. $ 33,
wonach alle diejenigen auf die engere Wahl kommen, die zusammen soviel
Stimmen haben, daß ihre Zahl sich auf mehr als die Hälfte der sämtlichen
abgegebenen Stimmen beläuft.
1 Preuß. V. vom 30. Mai 1849 $ 15, Bayr. LandtagsWG. Art. 9, Sächs,
WG. 8 18, Württ. LandtagsWG. Art, 1—9, Bad. LWG. 88 Sıff,, Hess. WG.
Art. 22£., S.-Weim. WG. 8 15, S.-Mein. WG. Art. 8, S.-Alt. wa. 88 14 bis
19 u. 32 (u. V. vom 10. Febr. 1875), S.-Kob.-(oth. WO. 85 9—14, Old. WG.
& 15—18, Braunschw. WG. $ 14, Anh. WG. vom 27. April 1913 $ 20, Schw.-
Sondh. WG. vom 22. April 1912 $S 24 u. 25 (G. vom 13, April 1881), Schw.-
Rud. WG. 8 7, Reuß ä&. L. WG. 88 13, 14, 20, 21 u. G. vom 18. Mai 1913
Art. II 85, Reuß j. L. WG. vom 8. Jan. 1913 $ 14, Schaumb.-Lipp. WG. vom
22. März 1906 Art. 9, Lipp. WG. vom 19. Okt. 1912 8 11.
12 Im Fürstentum Reuß ä. L. (WG. 8 14) für die Besitzer von Ritter-
und anderen gebundenen Gütern.
18 In Reuß &. L. Verf. $ 53, G. vom 18. Mai 1913. 98%