Die Organe. $ 110. 417
Das heutige deutsche Gemeinderecht beruht auf den Gesetzen
der Einzelstaaten, welche entweder gleichartige Vorschriften für
alle Gemeinden enthalten, oder besondere Bestimmungen für Städte
und für Landgemeinden geben. Statutarische Regelung kommt
jetzt nur noch ausnahmsweise vor.
Anmerkung. Die jetzt in Kraft befindlichen deutschen Gemeinde-
gesetze [mit Ausnahme der ausschließlich auf das kommunale Finanzwesen,
vg!. unten $ 211, bezüglichen] sind folgende.
1. Preußen: StO für die östlichen Provinzen vom 30. Mai
1853. Sie gilt nicht in Neuvorpommern und Rügen, wo nach dem G.
vom 80. Mai 1853 die besonderen Verfassungen der einzelnen Städte,
welche auf speziellen Rezessen beruhen, in Kraft geblieben sind®e. Eine
allgemeine LGO für die östlichen Provinzen ist am 9. Juli 1891 erlassen;
Abänderung durch G. vom 20. Mai 1902. StO für die Provinz West-
falen vom 19. März 1856, LGO für die Provinz Westfalen vom 19. März
1856, StO für die Rheinprovinz vom 15. Mai 1856. Für die Land-
emeinden der Rheinprovinz ist die GO vom 28. Juli 1845 mit den durch
. vom 15. Mai 1856 und die KrO vom 390. Mai 18657 88 21ffl. bewirkten
Modifikationen in Kraft geblieben. G., betr. die Bestimmungen des Wohn-
sitzes im Sinne der rheinischen Gemeindeverfassungsgesetze, vom 30. Juni
1884, G., betr. die Abänderung einiger Bestimmungen über die Pensionierun
der Gemeindebeamten in den Landgemeinden der Rheinprovinz, vom 21. Julı
1891. Hohenzollernsche Fürstentümer: Hohenzollernsche Gemeinde-
ordnung vom 2. Juli 1900. Hannover: RevStO vom 23. Juni 1858, G.
betr. die Landgemeinden, vom 28. April 1859. Hessen-Nassau: StO und
LGO vom 4, August 1897. Erstere findet auf die Stadt Frankfurt keine An-
wendung, für welche das Gemeindeverfassungsgesetz vom 25. März 1867 gilt.
Schleswig-Holstein: G., betr. die Verfassung und Verwaltung der
Städte und Flecken, vom 14. April 1869, mit geringen Modifikationen in
Lauenburg eingeführt durch G. vom 16. Dezember 1870, G., betr. die Er-
weiterung der Stadtgemeinde und des Stadtkreises Altona vom 31. März 1890,
LGO vom 4, Juli 1892. Helgoland bildet eine Landgemeinde, deren Ver-
fassung durch eine .vom Ministerium des Innern, gemäß $ 6 Abs. 3 des
reußischen Gesetzes vom 18. Februar 1891 (GS 11), am 28. April 1891 er-
assenes Statut geregelt ist. — Besonderen Inhalts: G., betr. Gründung
neuer Ansiedlungen in Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien,
Sachsen und Westfalen vom 25. August 1876, abgeändert und ergänzt durch
Gesetze vom 16. September 1899 und 10. August 1904. — Allgemeine
reußische Gesetze: G., betr. die Anstellung und Versorgung der
ommunalbeamten vom 80. Juli 1899; G., betr. die Abänderung und Er-
änzung einiger Bestimmungen wegen der Wahl der Stadtverordneten, vom
1. März 1891; G., betr. Anderungen des Wahlverfahrens, vom 29. Juni 1898;
G., betr. die Bildung der Wählerabteilungen bei den Gemeindewahlen, vom
30. Juni 1900.
2. Andere deutsche Staaten.
Bayern: GO für die Landesteile diesseits des Rheins vom 29. April
1869, Abänderung durch GG vom 19. Januar 1872, 14. März 189%,
24. Juni 1874). In diesen Zusammenhang gehört auch die preußische Städte-
ordnung für Schleswig-Holstein vom 14. pril 1869 und das preußische Ge-
meindeverfassungsgesetz für Frankfurt a. M. vom 25. März 1867. Die be-
treffenden Gesetze haben aber seit dieser Zeit schon wieder vielfache Ab-
änderungen erfahren.
e Hierüber vgl. Helfritz, Die Finanzen der Stadt Greifswald (Staats-
und sozialwissensch. Forschungen, herausgeg. v. Schmoller und Sering, Heft
161) 1ff.; v. Roques im PrVBl 35 633 ff.