Die Funktionen. $ 160. 675
ständigen Behörden übertragenen Verordnungsgewalt ist ver-
schieden. Nach manchen Gesetzgebungenb erstreckt sich die Er-
mächtigung zum Erlaß von Polizeiverordnungen nur auf bestimmte
Angelegenheiten und Tatbestände, welche das ermächtigende Ge-
setz einzeln und namentlich aufzählt, z. B. Straßenverkehr, Handel
mit Nahrungsmitteln, Theateraufführungen, Sonntagsruhe (System
der Spezialdelegationen)e, nach andernd ohne solche gegenständ-
liche Beschränkung auf alles, was überhaupt und soweit es polizei-
licher Regelung und Fürsorge unterliegt (System der General-
delegation)e. Auch insofern waltet eine Verschiedenheit ob, als
nach den dem Prinzip der Spezialdelegationen folgenden Gesetzen
die Verordnung sich auf die Normfeststellung, d.h. auf den Aus-
spruch des polizeilichen Ge- bezw. Verbots zu beschränken hat
die Strafdrohung für den Übertretungsfall ist in dem ermächtigen-
en Gesetz selbst enthalten), während das System der General-
delegation den verordnungsberechtigten Stellen außer der Norm-
feststellung auch die Androhung der Strafe innerhalb der gesetz-
lich bestimmten Grenzen überläßtf.
PolStr@&B vom 31. Okt. 1868 23—29, Hess. KrO und PrO vom 8. Juli
1911 Art. 64, 65, 9, 117. StO Art. 126b; S.-Weim. G. über das Straf.
androhungsrecht der Polizeibehörden vom 7. Januar 1854, Nachtrag vom
7. April 1869; S.-Mein. GO vom 10. März 1897 Art. 8; S.-Alt, V, die Er-
weiterung des Geschäftskreises und der Kompetenzen der Kreishauptleute
betr., vom 17. Okt.1865, G., die Organisation der Verwaltung in den unteren
Instanzen betr., vom 13. Juni 1876 85, G.. betr. die Einführung des Instituts
der Amtsvorsteher, vom 13. Juni 1876 8 10, StO vom 10. Juni 1897 8 62,
S.-Goth. G. über die Organisation der Verwaltungsbehörden vom 11. Juni
1858 83 8, 28, 91, 34; S.-Kob. G. über die Organisation der Verwaltungs-
behörden vom 17. Juni 1858 85 8. 27, 30, 33; Braunschw. KrO $ 7, StO
85 2, 100, LGO 83 4, 74; Old. G., die Organisation des Staatsministeriums
uud einiger demselben untergeordneten Behörden betr., vom 5. Dez. 1868,
G., betr. die Einrichtung der Amter, vom 7. Jan. 1879 Art 4. GO Art, 35;
Anh. G. über die Polizeiverwaltung vom 1. Juli 1864 8$ 10, 18, 22, 23, G.,
die Bildung von Amtsbezirken betr., vom 7. April 1878 88; Schw.-Sondh.
V., betr. die Befugnis der Polizeibehörden, allgemeine Strafandrohungen zu
erlassen, vom 29. März 1854; Schw.-Rud. G., betr. das Strafandrohungs-
recht der Polizeibehörden und den Erlaß polizeilicher Verordnungen, vom
6. Dez. 1892 83 3—10; Reuß j. L. G. betr. das polizeiliche Verordnungs-
recht. vom 7. Jan. 1902; Schaumb. Lipp. StO $ 52, G. vom 18. Dez. 1873,
G. über die Polizeiverwaltung vom 22. Mai 1882 $3 1-5; Lipp. StO 8 73;
Wald. KrO 858 29, &8, 89, G., betr. die Befugnisse der Landespolizeibehörden
zum Erlaß von Polizeiverordnungen, vom 13. Jan. 1875.
b So insbesondere nach den Polizeistrafgesetzbüchern Bayerns, Württem-
bergs, Badens; vgl. die Angalıen in Anm. 5.
c Vgl. Rosin PolVR 3 16 8. 82.
d So namentlich in Preußen und Sachsen, Vgl. Anm, 5.
e Rosin, a. a. O. 8&4ff.
f Rosin, 2.2.0. 74ff.; Fleiner, Instit. 76 ff, — Beispiel: Preuß. G. über
die Polizeiverwaltung vom 11. März 1850, $ 5: „Die mit der örtlichen
Polizeiverwaltung beauftragten Behörden sind befugt ... Vorschriften zu er-
lassen und gegen die Nichtbefolgung derselben Geldstrafen bis zum Betrage
von 9 Mark anzudrohen“,