Full text: Lehrbuch des Deutschen Staatsrechts.

Die Funktionen. $ 198. 857 
8 198. 
1. Die dem Kaiser eingeräumte Befugnis, den Präsenzstand 
der Kontingente zu bestimmen, findet eine Schranke in den gesetz- 
lichen Vorschriften über die Friedenspräsenzstärke!. 
Friedenspräsenzstärke heißt die Zahl der im Friedens- 
zustande dauernd bei den Fahnen versammelten Mannschaften. 
Nicht eingerechnet werden diejenigen Personen, welche nur vor- 
übergehend zu Übungen oder wegen außerordentlicher Verhältnisse 
eingezogen sind. 
Die Friedenspräsenzstärke war durch die Reichsverfassung ? 
bis zum 31. Dezember 1870 auf 1 Prozent der Bevölkerung von 
1867 normiert und gleichzeitig bestimmt worden, daß dieselbe 
künftighin im Wege der Reichsgesetzgebung festgestellt werden 
sollte. Diese Feststellung erfolgte zunächst für die Jahre 1872 
bis 1874®, dann für die Jahre 1875—81*, für die Zeit vom 1. April 
1881 bis 30. März 1888°, für die Zeit vom 1. April 1887 bis 
31. März 1894°, für die Zeit vom 1. Oktober 1890 bis 31. März 
1894”, für die Zeit vom 1. Oktober 1893 bis 31. März bzw. 36. Sep- 
tember 18998, für die Zeit vom 1. Oktober 1899 bis 31. März 
1904°, [1. April 1904 bis 31. März 1905°, 1. April 1905 bis zum 
Ablauf des Rechnungsjahres 1910, also bis zum 31. März 1911", 
Die letzte, bei Ausbruch des gegenwärtigen Krieges noch geltende, 
ı H. Preuß, 3 riedenapräsenzstärko und Reichsverfassung, Berlin 1887; 
L. v. Savigny, Die Friedensprägenzstärke des deutschen Heeres und das 
Recht des Reichstages, im ArchÜffR 8 208 ff.; Laband 4 86 ff.; Dambitsch, 
RVerf 581 ff.; Sartorius, Rechtsfolgen des Nichtzustandekommens des Ge- 
getzes über die Friedenspräsenzstärke, im ArchÖffR 80 47 ff.; Külz, Grund- 
lagen, Entstehung und andhabung der Verfassungsbestimmungen über, die 
a etelellung der Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres, im ArchÖfR 
® RV Art. 60. . 
® RG betr. die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres, vom 9. De- 
zember 1871. | 
* RMilG vom 2, Mai 1874 $ 1. _ n 
8 RG, betr. Ergänzungen und Änderungen des Reichsmilitärgesetzes, 
vom 6. Mai 1880 Art. I 8 1. 
® RG, betr. die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres vom 
11. März 1887 8 1. 
? RG, betr. die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres, vom 
15. Juli 1890. 
8s RG, betr. die Friedenspräsensstärke des deutschen Heeres, vom 
8. August 1893 Art. I 8 1. Die Verlängerung bis 30. Sept. 1899 erfolgte 
durch RG vom 25. März 1899 Art. IS 1. 
® RG, betr. die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres, vom 
25. März 1899 Art. IS 2. 
10 RG vom 22, März 1904. , 
11 RG. vom 15. April 1905. [Dieses Gesetz enthält im Gegensatz zu 
allen früheren und späteren Präsenzstärkegesetzen keinen Endtermin seiner 
Gültigkeit, es ist also auf unbestimmte Dauer erlassen und beruht auf dem 
System des „Äternats“ (s. u. N. 17). Vgl. Laband 4 87; Dambitsch, RVerf. 
587; Sartorius, ArchÖffR 80 55, 79, 80. Das nächste Gesetz über die Fest- 
setzung der Friedenspräsenzstärke (G. v. 27. März 1911, vgl. die nächste N.) 
kehrte zu dem System periodischer Festsetzung zurück.]
	        
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