478 Der Angriff im Westen 1918
dort sehr gut untergekommen. Die Geschäftszimmer befanden sich im
Hotel Britannique, in dem ich schon bei dem Einmarsch in Belgien im
Herbst 1914 einquartiert war. Spaa lag der Front erheblich näher und
bot mit Verviers Raum für alle Teile der Obersten Heeresleitung. Für
die Leitung der Schlacht, für die Operation, war es aber von der Front
noch zu entfernt. Ich hatte deshalb als Quartier für die verstärkte Ope—
rationsabteilung Avesnes in Aussicht genommen. Von hier waren im
Kraftwagen alle Stellen der Front leicht zu erreichen. Ich beabsichtigte,
selbst viel zu sehen und die Herren meines Stabes zu den Ereignissen zu
entsenden, um durch sie ebenfalls unmittelbare Eindrücke zu bekommen.
Am 18. März gingen der Generalfeldmarschall und ich, sowie die ver-
stärkte Operationsabteilung nach Avesnes. Unsere Geschäftszimmer waren
dort nicht gut, alles war sehr eng, aber es mußte gehen. Wir hatten diesen
Ort gewählt, weil dort das A. O. K. 18 gelegen hatte und die Fernsprech-
einrichtungen nur geringer Ergänzung bedurften.
Unser Kasino war zunächst recht unfreundlich, später fanden wir zu-
sagende Räume. Wir verpflegten die Besitzer und richteten die Zimmer
mit Möbeln aus Spaa ein. Der Aufenthalt dort und die Mahlzeiten
bildeten eine Entspannung, die wir alle nötig hatten.
Seine Majestät wollte erst einen Tag später kommen. Er wohnte in
seinem Hofzuge, der auf einem benachbarten Bahnhof abgestellt wurde.
Am 20. März früh standen auf der ganzen Angriffsfront die Batterien
und die Minenwerfer mit ihren Munitionsmassen hinter, in und sogar
auch vor den vordersten Linien. Es war eine bedeutende Leistung, zugleich
ein Wunder, daß der Feind nichts gesehen, auch den Verkehr nachts nicht
gehört hatte. Wohl schlug zuweilen Störungsfeuer in unsere Batterien,
Munitionsstapel gingen in die Luft. Alles dies mußte die Aufmerksamkeit
des Gegners erregen. Er sah es aber auf allen Teilen der langen Fronten
und konnte darum keinen genauen Anhalt finden.
Die Infanterie-Divisionen, die seit mehreren Tagen zunächst weit-
läufig hinter den Angriffsfronten untergebracht waren, standen in Flieger-
deckung, dicht zusammengedrängt, hinter der Sturmausgangsstellung in
unseren vordersten Linien. Auch das Zusammenziehen der 40 bis 50 Divi-
sionen war vom Feinde nicht bemerkt, noch war es ihm durch sein aus-
gedehntes Spionagesystem gemeldet worden. Die Märsche erfolgten zwar
nachts, aber die Truppen zogen singend durch die Ortschaften. Solche
Massen lassen sich nicht verbergen. Ebensowenig wurde die seit Mitte
Februar anhaltende große Eisenbahntransportbewegung gegen die An-
griffsfront durch feindliche Flieger erkannt. Sie war hinter der ganzen
Front stark, der Schwerpunkt lag aber unverkennbar hinter der Front
Arras—La Fere, wie deutsche Überwachungsflieger dies feststellten.