— 645 —
gegen die feindlichen Stützpunkte eingesetzte schwere Artillerie das Wort
hatte, entwickelten sich heftige Kümpfe am unteren San, wo wir den Gegner
an mehreren Punkten auf das westliche Ufer übergehen ließen, um ihn an-
greifen und schlagen zu können.
Die übergegangenen russischen Kräfte sind bereits überall dicht an den
Fluß gepreßt. Bei Zarzecze machten wir über tausend Gefangene.
Teile unseres Heeres erschienen berraschend vor Iwangorod, schlugen
zwei feindliche Divisionen, nahmen 3600 Russen gefangen und erbeuteten
eine Fahne und fünfzehn Maschinengewehre.
Bei der Rückkehr von einer erfolgreichen Aktion in der Save stieß unser
Flußmonitor „Tames“ auf eine feindliche Mine und sank. Von der Beman-
nung werden 33 Personen vermißt; die übrigen sind gerettet.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
von Höfer, Generalmajor.
(Germania, 24. Okt.)
Churchills Sündenregister.
(W.T. B.) London, 23. Oktober. Die Morning Post setzt ihre An-
griffe auf Churchill fort. Sie schreibt: „Es ist bemerkenswert, daß, während
die Nation gegenwärtig Vertrauen zu dem Kriegsamt hat, überall schwere
Zweifel über die Zusammensetzung des Admiralitätskollegiums geäußert
werden. Weder der Erste Lord noch der Erste Seelord noch die Verbindung
beider überzeugen die Nation davon, daß die allerbesten Talente die Flotte
leiten. Die Regierung scheint entschlossen zu sein, sich der Gefahr auszusetzen,
einen Zivilisten, der sich in Angelegenheiten, für die er unzuständig ist, ein-
mischt, als Chef des Ressorts beizubehalten: Die Regierung setzt sich dabei
einer sehr großen Gefahr aus, da die deutsche Marine von Admiralen geführt
wird, die ihr ganzes Leben dem Studium des Seekrieges gewidmet haben,
und die die besten Kräfte sind, die Deutschland auf diesem Gebiete aufweist.
Wenn ein nicht fachmännischer Politiker an der Spitze der Admiralität
bleibt, so sollten die besten, nicht in einem aktiven Kommando befindlichen
Männer zu Seelords gemacht werden, und dies Kollegium sollte seine Amts-
pflichten ohne Einmischung des Ersten Lords ausüben können. Wenn
Churchill in der Admiralität bleibt, kann er endgültig auf seine eigenen
Pflichten beschränkt werden. Seine Macht, über den Kopf des Kollegiums
Entscheidungen zu treffen, würde aufhören, es würde ihm unmöglich sein,
ohne Genehmigung des Kollegiums Marinetruppen in militärische Opera-
tionen zu stürzen. Ein solcher Skandal, wie die Benutzung einer Brigade
Rekruten, die noch nie ein Gewehr abgefeuert hatten, ohne Artillerieunter-
stützung gegen den stärksten Belagerungspark Europas wäre dann unmög-
lich. Das öffentliche Vertrauen würde völlig wiederhergestellt sein.“
Die Verteidigung von Kiauntschou.
Mit Stolz blickt ganz Deutschland auf die kleine Heldenschar, die,
geführt vom Kapitän Meyer-Waldeck und unterstützt von der Besatzung des
österreichischen Kreuzers „Kaiserin Elisabeth“, unseren Außenposten im
fernsten Osten gegen eine Uebermacht weißer und gelber — Engländer ver-
teidigen. Man wird es verstehen, was es heißen will, wenn die „Nord-
deutsche Allgemeine Zeitung“ vom 23. Oktober jetzt die Aufmerksamkeit auf
diese heldenhafte Verteidigung lenkt und darüber sagt:
41