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Unsere Truppen, die in Aserbeidschan vorrückten, hatten am 16. d. M.
ein Gefecht mit einer starken russischen Abteilung in der Nähe von Sal-
mas. Die Russen wurden geschlagen und verloren an Toten zwei Offi-
ziere und hundert Mann. Die Häupter der persischen Stämme, die sich
bis jetzt zu den Russen gehalten hatten, haben sich samt ihren Stämmen
mit unseren Truppen vereinigt. „T. B.)
Organisierte Plünderung.
Das „Echo de Paris“ bringt in einer Nummer aus den letzten
Httobertagen folgende „Die organisierte Plünderung“ überschriebene
otiz:
„Das Schloß Montmort war vom 5. bis 10. September von einem
deutschen Generalstab besetzt. Während die Soldaten die Häuser und
Magazine des Dorfes plünderten, besorgten die Offiziere dasselbe auf
dem Schloß. Alle Behältnisse waren erbrochen und geöffnet, dann durch-
wühlt, die Schränke geleert, die Papiere durchsucht und auf die Erde
geworfen. Eine Partie Silbersachen waren gestohlen worden, ebenso die
Leibwäsche. Die Keller sind gleichfalls ausgeplündert worden.“
Soweit das französische Blatt. Sein Bericht über die Tatsachen
ist durchaus richtig, nur haben nicht die Offiziere und Mannschaften
eines deutschen Armee-Generalstabs, der am 5. September in Schloß
Montmort Quartier nahm, jene Verwüstung angerichtet, sondern fran-
zösische Soldaten und Leute aus dem Dorfe. Wir besitzen darüber die
klassischen Zeugnisse der beiden Offiziere, die für den Stab des be-
treffenden Armee-Oberkommandos das Quartier besichtigten. Der erste
gab zu Protokoll:
Bei der Vorbesichtigung bot Monmort mir allerdings ein Bild so
arger Verwüstung dar, daß die Hoffnung, die Räume in der gegebenen
Zeit wieder wohnlich herzustellen, anfänglich nur gering war. Die zu
ebener Erde belegenen Räume wiesen die Spuren von dort stattgehabten
Trinkgelagen auf, umgeworfene Stühle, heruntergerissene, beschmutzte
Decken, Weinflaschen, leere, zerbrochene, halbvolle in wüstem Durchein-
ander. Auch die im Treppenhaus befindliche Kapelle war nicht verschont
geblieben. Ziemlich unversehrt waren die Möbel in den beiden Stock-
werken, dagegen hatte man den Inhalt der Schränke und Truhen heraus-
gerissen und durchwühlt. Wertvolle Garderobenstücke, Wäsche waren in
sinnloser Weise aus den Kästen gezogen worden. Etuis, große und kleinere
Behälter, deren Inhalt Messer, Gabeln, Löffel usw. gewesen sein muß,
lagen offen und leer, bunt durcheinander, auf dem Fußboden eines
Zimmers. In einigen der oberen Schlafzimmer waren wertvolle Tep-
piche in nicht wiederzugebender Weise beschmutzt worden.
Die Schuldigen sind nach Aussage eines im Dorf Montmort prakti-
zierenden türkischen Arztes, Dr. Esra, französische Truppen gewesen;
diese hatten, wie die Inschriften auf den Türen bewiesen, noch zwei Tage
vor Eintreffen der Quartiermacher die Schloßräume innegehabt. Zum
anderen Teil mögen aber auch Dorfbewohner bei der Verwüstung mit-
geholfen haben, die — ebenfalls einer Bemerkung des türkischen Arztes
zufolge — auf die Eigentümerin des Schlosses, eine belgische Witwe, nicht
gut zu sprechen gewesen sein sollen.