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Neue Niederlage der Russen an der armenischen Grenze.
Konstantinopel, 29. Dezember.
Das Hauptquartier teilt mit: Heute von der Kaukasusarmee ein-
getroffene Nachrichten besagen: Wir haben den Feind verfolgt und eine
beträchtliche Anzahl Kriegsgefangene gemacht und Kriegsmaterial erbeutet.
Unsere Truppen lieferten dem Feinde eine Schlacht im Tale des Murad-
flusses (in der Nähe der armenisch-kaukasischen Grenze) und brachten ihm
eine völlige Niederlage bei. Sie nahmen zwei Kanonen mit Zubehör, ein
Maschinengewehr, zwei Artilleriemunitionswagen, 36 Maultiere und 115
Pferde und machten zwei höhere und sieben Subalternoffiziere und 96 Mann
zu Gefangenen. Die russische amtliche Mitteilung vom 23. Dezember er-
klärt, daß die Russen bei Sarykamysch die Offensive ergriffen; nun liegt
dieser Ort im Koukasus, so daß hier zugestanden wird, daß die türkische
Armee sich auf russischem Gebiet befindet.
Das Zeppelin-Bombardement von Nancy.
Turin, 28. Dezember.
Ueber das Bombardement von Nancy durch einen „Zeppelin“ wird
von dort telegraphiert: Sonnabend früh 5 Uhr 20 Minuten erschien ein
„Zeppelin“ über der Stadt in verhältnismäßig niedriger Höhe. Er war
anscheinend aus Metz herübergeflogen und hielt sich über der Stadt r ur
zwanzig Minuten auf. Nachdem das Luftschiff vorher beim Ueberfliegen
des Moseltales bei Froire zwei Bomben herabgeworfen hatte, warf es ins-
gesamt vierzehn Bomben auf Nancy, wovon die meisten enormen Gebäude-
schaden anrichteten. Zwei Personen wurden getötet und sechs schwer ver-
letzt. Die Bomben fielen in der Rue de Vigny, am Quai Claude-Lorrain,
in der Rue Isabey und auf dem Carnot-Platze nieder, wo sie außer zahl-
reichen Läden und Wohnungen auch das Haus des Generals de Lavilleon
vollständig demolierten. Ueberall wurde unter der Bevölkerung große
Panik hervorgerufen und großer Schaden verursacht. Die auf die Place
Saint Epure hinabgeworfenen Bomben durchschlugen mehrere Dähcher, die
Fenster aller Häuser auf dem Platze sowie die kostbaren Kirchenfenster der
gleichnamigen Kirche wurden zerstört. Die Führer des „Zeppelin“ haben
ihre Photographien mit der Aufschrift „Viele Grüße von Kaiser Wilhelm“
und „Fröhliche Weihnachten!“ herabgeworfen. Die Karten wurden mit
einer französischen Gewehrkugel beschwert.
Bericht des Hauptaquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 30. Dezember, vormittags.
Westlicher Kriegsschauplat.
Um das Gehöft St. Georges südöstlich Nieuport, welches wir vor einem
überraschenden Angriff räumen mußten, wird noch gekämpft. Sturm und
Wolkenbrüche richteten an den beiderseitigen Stellungen in Flandern und
im Norden Frankreichs Schaden an. Der Tag verlief auf der übrigen Front
im allgemeinen ruhig.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
In Ostpreußen wurde die russische Heereskavallerie auf Pillkallen zu-
rückgedrängt.