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Mit der Bitte, das Los dieser Geistlichen zu erleichtern, wandte sich
der Erzbischof von Köln, Kardinal von Hartmann, mit einer Thron-
eingabe an Seine Majestät den Kaiser.
Seine Majestät der Kaiser hat in hochherziger Weise dieser Bitte
stattgegeben und zu genehmigen geruht, daß die gefangenen franzöfischen
Eeistlichen wie Offiziere behandelt werden. (W. T. B.)
Dämmernde Erkenntnis in Serbien.
Wien, 13. Oktober. Die Südslawische Korrespondenz meldet aus
Nisch: Der Narodni List veröffentlicht einen von der Zensur genehmig-
ten Artikel, in welchem ausgeführt wird: „Wenn wir die millitärische
Lage auf dem Hauptkriegsschauplatz ins Auge fassen, so müssen wir zu dem
Urteil kommen, daß die russische Offensive gescheitert ist. Rußland hat
sich mehr zugemutet, als es leisten konnte. Was die verbündeten franzö-
sischen und englischen Armeen anbelangt, so sind diese fast vollständig ge-
schlagen. Die unwiderstehliche Kraft Deutschlands hat in diesem Mo-
mente Belgien schon sozusagen von der europäischen Landkarte gestrichen.
Das muß uns zu denken geben. Man könnte schon jetzt jene Leute fest-
stellen, die allein dafür verantwortlich sind, daß die Serben das Schicksal
Belgiens teilen werden. (B. Z., 14. Okt.)
Neue Erfolge in Ost und West.
Der Tagesbericht des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptqguartier, 14. Oktober, mittags.
Von Gent aus befindet sich der Feind, darunter ein Teil der Besatzung
von Antwerpen, in eiligem Rückzuge nach Westen zur Küste. Unsre
Truppen folgen.
Lille ist von uns besetzt, 4500 Gefangene sind dort gemacht worden.
Die Stadt war durch ihre Behörden den deutschen Truppen gegenüber als
„offen“ erklärt worden, trotzdem schob der Gegner bei einem Umfassungs-
versuch von Dünkirchen her Kräfte dorthin vor, mit dem Auftrage, sich
bis zum Eintreffen der Umfassungsarmee zu halten. Da diese natürlich
nicht eintraf, war die einfache Folge, daß die zwecklos verteidigte Stadt
bei der Einnahme durch unsere Truppen Schädigungen erlitt.
Von der Front des Heeres ist nichts Neues zu melden.
Von der Front dicht bei der Kathedrale von Reims sind zwei schwere
französische Batterien festgestellt. Ferner wurden Lichtsignale von einem
Turm der Kathedrale beobachtet. Es ist selbstverständlich, daß alle
unsern Truppen nachteiligen feindlichen Maßnahmen und Streitmittel
bekämpft werden, ohne Rücksicht auf die Schonung der Kathedrale. Die
Franzosen tragen also jetzt wie früher selbst die Schuld daran, wenn der
ehrwürdige Bau weiter ein Opfer des Krieges wird.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatze sind in Kämpfen bei Schirwindt
die Russen geworfen und haben 3000 Gefangene, 26 Geschütze und 12
Maschinengewehre verloren.
Lyck ist wieder in unserem Besitz. Bialla ist vom Feinde geräumt.
Weiter südlich sind beim Zurückwerfen russischer Vortruppen auf
Warschau 8000 Gefangene gemacht und 25 Geschütze erbeutet. (W.T.B.)