daß keine Schiffe mehr nach England abgehen würden. Die Ursache dieser
Maßnahme war, daß alle Fahrzeuge für den Transvort der zurück-
ziehenden Truppen bereitgehalten werden müßten. Jetzt begann eine
große Auswanderung zu Fuß, mit Rädern und Wagen nach Holland.
Flüchtlinge, die später Ostende verlassen haben, erzählen, daß gestern
abend bereits der größte Teil der Ueberreste der belgischen Armee ein-
geschifft gewesen sei. In Eecloo und Gent geht alles seinen gewöhn-
lichen Gang. Der Grenzbahnhof Esschen ist gestern von deutschen Truppen
besetzt worden. (Berl. Tgbltt., 15. Oktober.)
Erfolgreiche Kämpfe in Galizien.
Wien, 15. Oktober.
Amtlich wird verlautbart: 15. Oktober mittags: Gestern eroberten
unsere Truppen die befestigten Höhen von Starasol. Auch gegen Stary
und Sambor gewann unser Angriff Raum. Nördlich des Strwiaz haben
wir eine Reihe von Höhen bis zur Südostfront von Przemysl im Besitz.
Am San, flußabwärts der Festung, wird gleichfalls gekämpft. Unsere
Verfolgung des Feindes über die Karpathen hat Wyszkow und Skole
erreicht. Der Stellvertreter des Generalstabes,
v. Hoefer, Generalmajor.
Radko Dimitrieff vor Przemysl.
Wien, 15. Oktober.
Aus dem Kriegspressequartier wird amtlich gemeldet: Am 2. Oktober
um 3 Uhr nachmittags wurde beim Festungskommando in Przemysl fol-
gender an den Kommandanten der Festung gerichteter und durch einen
Parlamentär überbrachter Brief präsentiert:
Herr Kommandant! Das Elück hat die k. u. k. Armee verlassen.
Die letzten erfolgreichen Kämpfe unserer Truppen haben mir die Mög-
lichkeit gegeben, die Euer Exzellenz anvertraute Festung Przemysl
zu umringen, irgendwelche Hilfe für sie von außen halte ich für un-
möglich. Um das unnütze Blutvergießen zu vermeiden, finde ich es
jetzt zur rechten Zeit, Eure Exzellenz die Unterhandlung über die
Uebergabe der Festung vorzuschlagen, da es in diesem Falle möglich
wäre, für sie und die Garnison ehrenvolle Bedingungen beim Aller-
höchsten Oberkommando zu erbitten. Falls Eure Exzellenz die Unter-
handlungen zu beginnen wünschen, so wollem Sie unserem entsprechend
bevollmächtigten Delegierten, Oberstleutnant Wandam, Ihre Bedin-
gungen gütigst mitteilen. Ich benutze diesen Anlaß, um Eure Exzellenz
meine Hochachtung auszusprechen. General Radko Dimitrieff.
Die sogleich auf dieses Schreiben erteilte Antwort lautete: Herr
Kommandant! Ich finde es unter meiner Würde, auf Ihr schimpfliches
Ansinnen eine meritorische Antwort zu erteilen.
Der Kommandant der Besatzung Przemysl.
(Vossische Ztg., 16. Oktober.)
Die Streitmacht der Verbündeten in Polen.
Kopenhagenr, 15. Oktober.
Die „Times“ meldet aus Petersburg: Bisher ist festgestellt worden,
daß sich an der polnischen Grenze über fünf deutsche Armeekorps, über acht