einlösen werde, hat sich nicht erfüllt. Immer höher loderi der Haß gegen Mich und Mein
Haus empor, immer unverhüllier trilt das Streben zutage, untrennbare Gebiete Oesterreich,
Lygarns gewaltsam loszureißen. Ein verbrecherisches Treiben greist über die Grenze, um im
Südosten der Monarchie die Grundlagen staatlicher Ordnung zu untergraben, das Volk, dem
Jch Meine landesväterliche Liebe, Meine volle Fürsorge zuwende, in seiner Treue zum
Herrscherhause und zum Vaterlande wankend zu machen, die heranwachsende Jugend irrezuleiten
und zu frevelhaffen Taten des Wahnwitzes und des Hochverrats aufzureizen. Eine Reihe von
Mordanschlögen, eine planmäßig vorbereitete und durchgeführte VDerschwörung, deren furchtbares
Gelingen Mich und Meine treuen Zölker ins Herz getroffen hat, bildet die weithin sichtbare
blutige Spur sener geheimen Machenschaften, die von Serbien aus ins Werk gesetzt und geleitet
wurden. Diesem unerträglichen Treiben muß Einhalt geboten, den unaufhörlichen Herausforderungen
Serbiens ein Ende bereitet werden, soll die Ehre und Würde Meiner Monarchie unverletzt
erhalten und ihre staatliche, wirischaftliche und militckrische Entwicklung vor beständiger Erschütterung
bewahrt bleiben. Vergebens hat Meine Regierung noch einen letzten Zersuch unternommen,
dies Ziel mit friedlichen Mitteln zu erreichen, Serbien durch eine erneute Mahnung zur Umkehr
zu bewegen. Serbien hat die maßvollen und gerechten Forderungen Meiner Regierung
zurückgewiesen und es abgelehnt, seinen Pstichten nachzukommen, deren Erfüllung im Leben
der Bölker und Staaten die natürliche und notwendige Grundlage des Friedens bildet. So
muß ich denn daran schreiten, mit Waffengewalt die unerläßlichen Bürgschaften zu schaffen,
die Meinen Staaten die Nuhe im Innern und den dauernden Frieden nach außen sichern
sollen. In dieser ernsten Stunde bin ich Mir der ganzen Tragweite Meines Enischlusses und
Meiner Berantwortung vor dem Allmächtigen voll bewußt. Ich habe alles geprüst und
erwogen. Mit ruhigem Gewissen betreie Ich den Weg, den die Pflicht Mir weist. Ich vertraue
auf Meine Bölker, die sich in allen Stürmen stets in Einigkeit und Treue um Meinen Thron
geschart haben und für Ehre, Größe und Macht des VZaterlandes zu schwersten Opfern immer
bereit waren. Ich vertraue auf Oeskerreich-Angarns tapfere und mit hingebungsvoller Begeisterung
erfüllte Wehrmacht und Ich vertraue auf den Allmächtigen, daß er Melinen Waffen den Sieg
verleihen wird. Franz Josef.
Stürgkh. (W. T. B.)
Die Kriegserklärung an Serbien.
Wien, 28. Juli. Eine Extraausgabe der „Wiener Zeitung“ enthält im
amtlichen Teil folgende Bekanntmachung: „Auf Grund Allerhöchster Entschließung
Seiner k. u. k. Apostolischen Majestät vom 28. Juli 1914 wurde heute an die
königlich serbische Regierung eine in französischer Sprache abgefaßte Kriegs-
erklärung gerichtet, welche in deutscher tebersetzung folgendermaßen lautet:
Da die königlich serbische Regierung die Note, welche ihr vom ösierreichisch-
ungarischen Gesandten in Belgrad om 23. Juli 1914 übergeben worden war,
nicht in befriedigender Weise beantwortet hat, so sieht sich die k. u. k. Regierung
in die Notwendigkeit versetzt, selbst für die Wahrung ihrer Rechte und Interessen
Gorge zu kragen und zu diesem Ende an die Gewalt der Waffen zu appellicren.
Oesterreich-Ungarn betrachtet sich daher von diesem Augenblicke an als im Kriego-
zustande mit Serbien befindlich. Der österreichisch-ungarische Minister des
Aeußern Graf Berchtold.“
(W. T. B.)
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