Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 1 (1)

  
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Nach erneutem Hoch, ausgebracht vom Königlich bayerischen Gesandtien Grafen 
von und zu Lerchenfeld-Köfering, skimmten die Versammelten in Begeisterung 
„Heil Dir im Siegerkranz“ an, das der Kaiser stehend anhörte. Während der 
Kaiser, nach allen Seiken mit Dank grüßend und vielen Abgeordneten die Hand 
huldvoll reichend, den Saal verließ, ertönten forkgesetzt brausende Hurrarufe. 
Die Rede des Reichskanzlers im Reichstage am 4. Augugft. 
Einstimmige Bewilligung eines Kriegskredits von fünf 
Milliarden Mark. 
Berlin, 4. August. Der Deutsche Reichstag genehmigte heute unter siürmischer 
Begeisterung des dichtbesetzten Hauses und der überfüllten Tribünen einstimmig 
den Nachtrag zum Reichshaushalt für 1914, durch den der Reichskanzler ermächtigt 
wird, zur Befftreitung einmaliger außerordentlicher Ausgaben die Summe von 
fünf Milliarden Mark im Wege des Kredits flüssig zu machen, ferner 18 Kriegs- 
gesetze wirkschaftlichen Charakters. Die Verkündigung des Abstimmungsgergebnisses 
wurde mit minutenlangem begeisterten Zeifall begrüßt. 
In der ersien der beiden denkwürdigen Sitzungen des heutigen Tages hielt 
Jeichskanzler Dr. v. Bethmann Hollweg zunächst unter dem atemlosen Schweigen des 
Hauses, das aber bald und immer häufiger durch stürmische Zustimmungskundgebungen 
unterbrochen wurde, eine ZKede, in welcher er sagte: 
„Ein gewaltiges Schicksal bricht über Europa herein. Seit wir uns das Deutsche 
Reich und Ansehen in der Welt erkämpften, haben wir 44 Jahre lang in Frieden 
gelebt und den Frieden Europas geschirmt. In friedlicher Arbeit sind wir siark und 
mächtig geworden und darum beneidet. Mit zäher Geduld haben wir es ertragen, 
wie unter dem Zorwande, daß Deutschland kriegslüstern sei, in Ost und West Feind- 
schaften genährt und Fesseln gegen uns geschmiedet wurden. Der Wind, der da 
gesäet wurde, geht jetzt als Sturm auf. Wir wollten in friedlicher Arbeit weiter- 
leben, und wie ein unausgesprochenes Gelübde ging es vom Kaiser bis zum jüngsten 
Soldaten: nur zur Verteidigung einer gerechken Sache soll unser Schwert aus der 
Scheide fliegen. Der Tag, da wir es ziehen müssen, ist erschienen — gegen unseren 
Willen, gegen unser redliches Zemühen. Kußland hat die Brandfackel an das 
Haus gelegt. (Stürmische Kufe: Sehr richtig! Sehr wahr) Wir stehen in einem 
erzwungenen Kriege mit Kußland und Frankreich. 
Meine Herren, eine Reihe von Schriststücken, zusammengestellt in dem Drang 
der sich überstürzenden Ereignisse, ist Ihnen zugegangen. TLassen Sie mich die Tat- 
sachen herausheben, die unsere Haltung kennzeichnen. 
Vom ersten Augenblick des österreichisch-serbischen Konflikts an erklären und 
wirken wir dahin, daß dieser Handel auf Oesterreich= AUngarn und Serbien beschränkt 
bleiben müsse. Alle Kabinette, insonderheit auch England, vertreten denselben Stand- 
punkt. Nur Kußland erklärt, daß es bei der Austragung dieses Konfliktes mitreden 
  
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