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Grenze, und Frankreich mobilislert zwar noch nicht, aber trifft doch, wie es zugibt,
militarische Borbereitungen.
#And wir? — Wir hatten (in Erregung auf den Tisch schlagend und mit starker
Betonung) absichklich bis dahin keinen Reservemann einberufen, dem europäischen
Frieden zuliebe! Sollten wir setzt weiter geduldig warten, bis etwa die Mächte,
zwischen denen wir eingekeilt sind, den Zeitpunkt zum Losschlagen wählten? (Biel-
fache Kufe: Nein, neinl) Dieser Gefahr Deutschland auszusehen, wäre ein Verbrechen
gewesen! (Stürmischer, langanhaltender Beifall.) Darum sordern wir noch am
31. Juli von Kußland die Demobilisierung als einzige Maßregel, welche noch den
curopäischen Frieden retten könnte. Der Koiserliche Botschafter in Detersburg erhält
ferner den Auftrag, der russischen Kegierung zu erklären, daß wir im Falle der
Ablehnung unserer Forderung den Kriegszustand als eingetreten betrachten müßten. ;
Der Kaiserliche Botschafter hat diesen Auftrag ausgeführt. Wie Kußland auf r7
unsere Forderung der Demobilisierung geantwortet hat, wissen wir heute noch nicht. 3
(Lebhafte Kufe: Hörtl hört! und große Bewegung.) Telegraphische Meldungen 2
darüber sind nicht bis an uns gelangt, obwohl der Telegraph weit unwichtigere ·
Meldungen noch übermittelte.
So sah sich, als die gestellte Frist längst verstrichen war, der Kaiser am 1. August,
nachmittags s Uhr, genötigt, unsere Wehrmacht mobil zu machen.
Zugleich mußten wir uns versichern, wie sich Frankreich stellen würde. Auf unsere be-
stimmte Frage, ob es sich im Falle eines deutsch-russischen Krieges neutral halten würde,
hat uns Frankreich geantwortet, es würde tun, was ihm seine Interessen geböten. Das war
eine ausweichende Antwort auf unsere Frage, wenn nicht eine Berneinung unserer Frage.
Trotzdem gab der Kaiser den Befehl, daß die französissche Grenze unbedingt zu
respektieren sei. Dieser Befehl wurde strengstens befolgt, bis auf eine einzige Aus-
nahme. Frankreich, das zu derselben Stunde, wie wir, mobil machte, erkldrte uns, es
werde eine Zone von 10 Kllometern an der Grenze respektieren. Und was geschah in
Wirklichkeit! Zombenwerfende Flieger, Kavalleriepatrouillen, auf reichsländisches Gebiet
eingebrochene französische Kompagnien! Damit hat Frankreich, obwohl der Kriegs-
zustand noch nicht erklärt war, den Frieden gebrochen und uns tatsächlich angegriffen.
Was jene Ausnahme betrifft, so habe vom Chef des Generalstabes folgende
Meldung erhalten:
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Von den französischen Beschwerden über Grenzverletzungen unsererseits ist nur ö
eine einzige zuzugeben. Gegen den ausdrücklichen Befehl hat eine anscheinend L
von einem Offizier geführte Patrouille des XIV. Armeelorps am 2. August die *
Grenze überschritten. Sie ist scheinbar abgeschossen, nur ein Mann ist zurück- 5
gekehrt. Aber lange, bevor diese einzige Grenzüberschreitung erfolgte, haben
französische Flieger bis nach Süddeutschland hinein auf unsere Bahnlinien *
Bomben abgeworfen (lebhafte Kufe: Hört! hörth, haben am Schluchtpaß 3—
unsere Grenzschutztruppen angegriffen. Unsere Truppen haben sich, dem Befehle E
gemäß, zunächst gänzlich auf die Abwehr beschränkt. *
So weit die Meldung des Generalstabes.
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