Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 1 (1)

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Nr. 19. 
Telegramm des Reichskanzlers an den Kaiserlichen Botschafter in 
Daris vom 29. Juli. 
Die uns über französische Kriegsvorbereitungen zugehenden Nachrichten mehren 
sich von Stunde zu Stunde. Ich bitte dies bei der Französischen Regierung zur 
Sprache zu bringen und sie eindringlichst darauf hinzuweisen, daß uns derartige 
Maßnahmen zu Schutzmaßregeln zwingen würden. Wir würden Kriegsgefahr prokla- 
mieren müssen, und wem dies auch noch keine Einberufungen und noch nicht 
Mobilisierung bedeute, so würde dadurch immerhin die Spannung erhöht werden. 
Wir hofften fortgesetzt noch auf Erhaltung des Friedens. 
  
Nr. 20. 
Telegramm des Militärbevollmächtigten in St. Detersburg 
an S. M. den Kaiser vom 30. Juli. 
Gestern sagte mir Fürst Troubetzkoi, nachdem er veranlaßt hatte, daß Euer 
Majestät Telegramm an Kaiser Nikolaus sofort übermittelt würde: Gottlob, daß ein 
Telegramm Ihres Kaisers gekommen ist. Er sagte mir nun soeben, das Telegramm 
hätte auf den Kaiser tiefen Eindruck gemacht, aber da die Mobilisierung gegen 
Osterreich bereits befohlen gewesen, und Sasonow Seine Majestät wohl davon über. 
zeugt hätte, daß es nicht mehr möglich sei, zurückzuweichen, so könne Seine Majestät 
leider nichts mehr ändern. Ich sagte ihm darauf, die Schuld an den unabsehbaren 
Folgen trage die frühzeitige Mobilisierung gegen das doch nur in einen lokalen Krieg 
mit Serbien verwickelte Osterreich Ungarn, denn Deutschlands Antwort darauf sei wohl 
klar und die Verantwortung fiele auf Rußland, welches Österreich-Ungarns Jusicherung, 
daß es territoriale Erwerbungen in Serbien in keiner Weise beabsichtige, ignoriert 
habe. Osterreich-Ungarn habe gegen Serbien und nicht gegen Rußland mobilisiert, 
und zum sofortigen Eingreifen sei kein Grund für Rußland. Ich fügte des weiteren 
hinzu, daß man in Dentschland die Redensart Rußlands #wir können unsere Brüder 
in Serbien nicht im Stich lassen“ nach dem furchtbaren Verbrechen von Serasewo 
nicht mehr verstehe. Ich sagte ihm schließlich, er möge, wenn Deutschlands Streitmacht 
mobilisiert werde, sich nicht wundern.
	        
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