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Nr. 21.
Telegramm des Keichskanzlers an den Kaiserlichen Botschafter-
in Kom vom 31. Juli 1914.
Jortgesetzt ist von uns zwischen Rußland und Österreich-Ungarn sowohl durch
direkten Depeschenwechsel Seiner Majestät des Kaisers mit Seiner Majestät dem Zaren
als auch im Benehmen mit Sir Edward Grey vermittelt worden. Durch die Mobili-
sierung Rußlands sind jedoch alle unsere Bemühnngen sehr erschwert, wenn nicht
unmöglich gemacht. Trotz beruhigender Versicherungen trifft Rußland allen uns zu-
gegangenen Nachrichten zufolge so weitgehende Maßnahmen auch gegen uns,) daß die
Lage immer bedrohlicher wird.
Nr. 22.
Depeschenwechsel zwischen Seiner Majestät dem Kaiser und dem ZSaren.
1I. Seine Majestät an den Jaren.
28. Juli 10·45 p. m.
Mit der größten Beunruhigung höre ich von dem Eindruck, den Österreich-Ungarns
Vorgehen gegen Serbien in Deinem Reiche hervorruft. Die skrupellose Agitation,
die seit Jahren in Serbien getrieben worden ist, hat zu dem empörenden Verbrechen
geführt, dessen Opfer Erzherzog Franz Ferdinand geworden ist. Der Geist, der
die Serben ihren eigenen König und seine Gemahlin morden ließ, herrscht heute
noch in jenem Lande. Inweifellos wirst Du mit mir darin übereinstimmen, daß wir
beide, Du und ich sowohl, als alle Souveräne, ein gemeinsames Iuteresse daran
haben, darauf zu bestehen, daß alle diejenigen, die für den scheußlichen Mord mo-
ralisch verantwortlich sind, ihre verdiente Strafe erleiden.
Andererseits übersehe ich keineswegs, wie schwierig es für Dich und Deine
Regierung ist, den Strömungen der öffentlichen Meinung entgegenzutreten. Eingedenk
der herzlichen Freundschaft, die uns beide seit langer Zeit mit festem Band ver-
bindet, setze ich daher meinen ganzen Einfluß ein, um Österreich-Ungarn dazu zu bestimmen,
eine offene und befriedigende Verständigung mit Rußland anzustreben. Ich hoffe zu-
versichtlich, daß Du mich in meinen Bemühungen, alle Schwierigkeiten, die noch ent-
stehen können, zu beseitigen, unterstützen wirst.
Oein sehr aufrichtiger und ergebener Freund und Vetter
gez Wilhelm.
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