Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 1 (1)

  
  
Abmachungen getroffen worden. So hat denn die Greueltat von Sarajewo, 
der Hauptstadt Bosniens, wo am 28 Juni 1914 der österreichisch ungarische Thron- 
folger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin von serbischen Verschwörern 
ermordet wurden, den äußeren Anstoß zum Ausbruch der europäischen Krise 
gegeben. Es ist kein Zweifel mehr möglich, daß diese Schandtat mit Wissen und 
Willen der serbischen und auch der russischen Kegierung geschehen war. Die mächtige 
panslawistische Klique, die Großfürstenpartei, deren Wille auf Krieg gerichtet war, 
hatte den Sieg über den schwachen und unfähigen Zaren davongetragen. Ihr Ziel 
war die Herbeiführung des Konflikts mit Oesterreich, die Zertrümmerung der uns 
verbündeten Donaumonarchie und gleichzeitig, im Berein mit dem offen alliierten 
Frankreich und dem heimlich angeschlossenen England, die Niederwerfung der deutschen 
Macht. England spielte noch bis zum letzten Augenblick die heuchlerische Rolle des 
um den Frieden Zemühten, während unter dem Vorwand einer „Darade“ die 
Mobilisicrung selner großen Flotte schon im Gange war. Zußland aber hatte in 
den entferntesten Teilen seines weiten Gebietes, wie auch nahe der deutschen und 
der österreichischen Grenze schon seit Monaten heimlich mobilisiert. Es war zum 
Kriege bereit und entschlossen, während noch seine Minister durch ihr Ehrenwort die voll- 
zogene Mobilisterung wegleugneten und der Zar sogar in seinem Depeschenwechsel in 
letzter Stunde in der Maske des Friedensuchers den Deutschen Kaiser zu täuschen suchte. 
Da erkannten wir, daß die Sache des Friedens verloren war, daß man den 
Krieg mit uns wollte und uns nur noch zur Vollendung der heimlich betriebenen 
Vorbereitungen ein wenig hinzuhalten suchte. Dies erkennen und den unsere 
Verteidigungskraft bedrohenden Streich nicht sofort durch den einzig möglichen 
Gegenschlag parieren, wäre, nachdem der Generalstab die Berantwortung für längeres 
Zusehen abgelehnt, dem Kaiser unmöglich gewesen. So kam es zu der deutschen 
Kriegserklärung an Zußland, zu der Erklärung des uns aufgezwungenen 
Krieges. Das deutsche Weißbuch liefert den schlagenden Zeweis, daß sich damit 
nur erfüllte, was in den Plänen unserer Gegner gelegen war. Es beweist auch, 
daß die angebliche Sorge um die Neutralität Belgiens nur ein Borwand und sogar der ein- 
zige auffindbare Borwand für England war, am Kriege teilzunehmen. Zur Teilnahme 
aber hatte es sich durch schriftliche Bereinbarungen mit Frankreich schon verpflichtet, 
und es teilt darum mit seinen Alliierten vor der Geschichte die Berantwortung. 
Als die Würfel gefallen waren, da erlebten wir einen der größten Momente in 
der neueren Geschichte Deutschlands. Das ganze Voll erhob sich wie ein Mann zum 
Kampfe für seinen Bestand und für die höchsten Güter seines nationalen Lebens. Alle 
inneren Zwistigkeiten verschwanden, alle Darteischwankungen fielen, auch die Sozialisten 
scharten sich einmütig um die Fahnen zum Kampf gegen russische Barbarei und 
Unterdrückung. Die denkwürdige Reichstagssitzung vom 4. August, in der der Fünf- 
milliardenkredit einstimmig bewilligt wurde, zeigte dic deutsche Nation in ihrer historischen 
Größe: in eiserner Festigkeit geeint, von einer ruhigen, hohen, entschlossenen Begeisterung 
für die Verteidigung aller nationalen Güter erfüllt In diesem Geiste zogen die Millionen 
ihrer Streiter hinaus, die deutsche Fahne in West und Ost dem Siege entgegenführend. 
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