schiffe, die aus sehr großer Entfernung einige Granaten gegen unsere Wachtschiffe
abschossen und sich dann schnell entfernten. Von den anderen Kriegsschauplätzen ist
nichts zu melden.
Das türkische Hauptquartier teilt ferner mit: Freitagabend versuchten Torpedo-
boote und Minensuchschiffe des Feindes in die Dardanellen einzudringen. Sie wurden
aber durch das Feuer unserer Batterien zurückgetrieben. (W. T. B.)
Konstantinopel, 29. März. Während ein Teil der türkischen Seestreitkräfte
im östlichen Schwarzen Meer gegen die russische Küstenschiffahrt operierte, erschien
gestern die gesamte russische Schwarze-Meer-Flotte, angefeuert durch die von Reuter
verbreiteten angeblichen Ruhmestaten der englisch-französischen Blockadeflotte, in den
Gewässern vor der Bosporuseinfahrt. Ein Handelsdampfer, der an der asiatischen
Küste fuhr, wurde ohne Anrufssignal beschossen, entkam aber. Vorstoßende Panzer-
kreuzer beschossen das draußen liegende türkische Wachttorpedoboot, das sich jedoch
unbeschädigt zurückzog. Das Gros der Flotte griff die asiatische Küste an, wo auf
einsamer Felsenklippe in der Nähe des Leuchtturms Anatolis-Feuer drei weiße
Häuschen stehen. 128 Schuß wurden verfeuert, durch die zwei Häuser beschädigt
worden sind. Dann dampfte die gesamte russische Flotte beschleunigt nach Norden
auf Sebastopol zu. Die ganze Aktion dauerte eine Stunde zehn Minuten. Die
größte Nähe zum Bosporus betrug 17 Kilometer. Kein Schuß wurde mit den
Festungswerken gewechselt. Den Abschluß der glorreichen Aktion bildete ein Funk-
spruch, den der russische Admiral im Abdampfen an die gesamten russischen See-
streitkräfte des Schwarzen Meeres richtete und der folgendermaßen lautete: „Gratuliere
der Flotte zu dieser weltgeschichtlichen Tat des ersten Bombardements der Bosporus-
befestigungen. Admiral Eberhardt.“ Ein militärischer Kommentar zu dieser Farce
ist überflüssig; denn sie war wohl ausschließlich darauf berechnet, tendenziöses Material
zur Beeinflussung der Balkanstaaten zu liefern. („Berliner Tageblatt.“)
Englische Bestechungsmanöver in Smyrna. — Die abgelehnte
Kapitulation.
Konstantinopel, 28. März. Die Agence Milli meldet: Einige Blätter hatten die Nach-
richt wiedergegeben, daß der englische Admiral Pears, der Kommandant der vor Smyrna
operierenden Flotte, durch die Vermittlung des amerikanischen und des italienischen Konsuls an
den Gouverneur von Smyrna die Aufforderung gerichtet habe zu kapitulieren. Der Gouverneur
habe angenommen, und es hätten Verhandlungen wegen der Uebergabe der Stadt stattgefunden.
Diese Nachricht verdient, näher beleuchtet zu werden. Wir stellen hiermit die Tatsachen fest,
wie sie sich ereignet haben. Am 9. März sandte Pears an den Gouverneur von Smyrna eine
Aufforderung zur Uebergabe, worin er ausführte, daß, da die Forts zum Schweigen gebracht
worden seien, sämtliche Befestigungen und Batterien ihm bedingungslos ausgeliefert werden
müßten und daß die Fahrrinne, welche den Zugang zum Hafeneingang bilde, von Torpedos
und Minen gesäubert werden solle. Der Admiral wies darauf hin, daß die Verbündeten in
dem Wunsche, unnützes Blutvergießen zu vermeiden und der Stadt die Kriegsgreuel zu ersparen,
an die Menschlichkeitsgefühle des Wali appellierten, um so die Annahme ihrer Vorschläge herbei-