Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 2 (2)

Torpedierte feindliche Schiffe. 
Paris, 3. April. Die Agente Havas meldet aus Fécamp: Das auf der Neu- 
fundlandreise befindliche Fischerfahrzeug „Daquerette“ aus Fécamp ist am 2. April 
auf der Höhe von Kap Antifer von einem Torpedo getroffen worden; die Zesatzung 
wurde von Booten aufgenommen. (W. T. B.) 
London, 3. April. (Meldung des Reuterschen Zureaus.) Auf der Höhe von 
Start Doint wurde heute nacht der englische Dampfer „Lockwood“ torpediert. Die 
Bemannung ist durch ein Fischerboot aus Brixham gerettet worden. (W. T. B.) 
Der abgeschlagene Russeneinfall auf Tülstt. 
Berlin, 3. April. Aus dem Großen Hauptquartier wird uns über den geplanten Zussen- 
esnfall in Tilsit und die im dortigen Grenzgebsei vom 18. bis 29. März stattgehabten Kämpfe 
das Folgende geschrieben: 
Als die RKussen gegen Mitte Februar die von ihnen besetzt gewesenen Teile Ostpreußens 
schleunigst verlassen mußten und dann nach der Winterschlacht die Reste ihrer 10. Armee hinter 
den Nsemen und Bobr retteten, mußte es sowohl in Detersburg als bei den Verbündeten 
peinlich berühren, daß das russische Heer nun überall von Feindes Boden veririeben war. Da 
es der neuen 10. Armee nicht gelingen wollte, gegen Ostpreußen Kaum zu gewinnen, auch 
alle gegen die Südgrenze dieser deutschen Grenzprovinz unternommenen Angriffe scheiterten, so 
versiel man auf den Plan, sich in Besitz des äußersten Nordzipfels Ostpreußens zu setzen, um 
wenigskens durch diese „Eroberung“ deutschen Gebietes die gedrückte öffentliche Meinung in 
RKußland neu zu beleben. Zu diesem Zweck wurde dse sogenannie Riga-Szawle-Gruppe 
gebildet, die aus dem größeren Teile der 68. Reservedivisson, Keichswehren und Grenzschutz- 
truppen zusammengesetzt und dem Befehle des Generals Apuchtin unterskellt wurde, der Mitte 
März seine Truppen gleichzeltig auf Memel und Tilsit in Zewegung setzte. Die Ereignisse von 
Memel sind bekannt. Während die Zussen dort den Hunnen gleich hausten, waren am 18. März 
vor Tauroggen, das nur von 14 deutschen Landskurmkompagnien besetzt war, die Haupt- 
streitkräfte des Generals Apuchtin erschienen. Gegen dle acht russischen Bataillone der durch 
Reichswehr verstärkten Infanterieregimenter 269 und 270 und rund 20 Geschütze hatte der 
deutsche Landskurm einen schweren Stand. Als seine beiden Flanken umfaßt waren, mußte er, 
um der Gefahr des Abgeschnittenwerdens zu entgehen, sich auf Laugszargen durchschlagen. Auf 
dem linken Flügel war dabes die Landskurmkompagnie des Grafen Hagen in eine verzweifelte 
Lage geraten. Obwohl von allen Seiten von den RKussen umstellt, durchbrach sie den Ring 
und machie dabei noch 50 Russen zu Gefangenen. Am 23. März stand der Landsturm mit dem 
rechten Flügel an den Jurafluß angelehnt bei Ablenken und in der Gegend nordwestlich davon, 
die Straße nach Tilsit deckend. An diesem Tage gelang es dem Feinde, sich in den Besitz von 
Ablenken zu setzen. Die Gefahr, daß der deutsche rechte Flügel völlig eingedrückt und der 
Landstkurm von der Tilsiter Siraße nordwärts abgedrängt würde, lag sehr nahe. An diesem 
Tage trafen sedoch die ersten deutschen TJerstärkungen ein. Es war ein Ersatzbataillon aus 
Stettin, geführt von Masor von der Horst, das nach 30stündiger Bahnfahrt in Tils### an-Z 
gekommen war, dort Kaffec trank und sich sofort nach der bedrängten Stelle in Bewegung 
setzte. Nach einem Fußmarsche von 24 Kilometern näherte sich das Balasllon gegen Abend 
Ablenken und warf die RKussen in glänzend durchgeführtem Nachtangriff nach Norden zurück. 
Die Krisis war dadurch auf deutscher Seste überwunden, und als in den nächsten Tagen weitere 
Verstärkungen eingelroffen waren, konnie General v. Dappritz, der die Operationen leitete, 
zur Offensive übergehen. Das inzwischen eingeiretene Tauwetter erschwerie die Bewegungen 
 
	        
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