Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 2 (2)

Italien sich der ihm obllegenden aktiven Bertragspflichten entziehen werde, wozu die, wie in den 
messten Zündnisverträgen, so auch im Dreibundvertrage angewandte elasiische Formel, daß die 
Bänduispflicht nur für den Fall eines unprovozierten Angriffs auf die Vertragsgenossen durch 
andere Mächte eintrete, eine Handhabe bot. 
Dieser Handhabe hat sich die itallenische Kegierung bedient, indem sie beim Ausbruch des 
gegenwärtigen Krieges ihre Bündnispflicht mit der Behauptung in Abrede stellte, daß der Krieg 
eine Folge des aggressiven Zorgehens Oesterreich-Angarns gegen Serbien und damit gegen 
Mußland gewesen sel. Deutschland konnte auf diese Entwicklung gefaßt sein und war daher 
milltärisch wie politisch darauf vorbereitet, den von Kußland provozierten Krieg auch ohne die 
Unterstützung Itallens führen zu müssen. Auch bot die Neutralitat Italiens für uns insofern 
gewisse Zorteile, als slse uns eine, wenn auch nur beschränkte Möglichkeit der Einfuhr von der 
See her gewährte. 
Nur zu bald aber setzten dle Stimmungen ein, die Italien in das Tager unserer Gegner 
geführt haben. Die Elemente, die den Augenblick benutzen wollten, wo beinahe dlie gesamte 
Streltmacht Oesterreich llngarns gegen RKußland im Kampfe stand, um langgehegie nationale 
Wünsche zu verwirklichen, begegneten bel den maßgebenden Staatsmännern Itollens keinem 
Wlderstand, sie fanden dort vielmehr Ermutigung. Mit der Zelt steigerten sich die Begehrlichkeiten. 
Bald war es ulcht nur das Trentino, es war der Erwerb des Landes am Jsonzo, von Iftrien, 
Trlest, Dalmatlen, den eine kleine Gruppe von Radikalen, Freimaurern und Natlonallsten dem 
so leicht entzündbaren italienischen Zolk als Hreis für den Verrak an selnen Bundesgenossen 
vorhielt. Die geheime Wühlarbeit der Entente und eine käufliche Dresse kat das Ihre, um 
allmählich einen Daroxismus hervorzurufen, den abzukühlen die führenden Staatsmänner, ins- 
besondere die Minister Salandra und Sonnino nicht geneigt waren, so sehr sie dazu auch nach 
Cage der Verhältnisse imstande gewesen wären. Auf diesen beiden Männern ruht daher die 
ungeheure Verantwortung, Italien die Schrecknisse des Krieges aufgebürdet zu haben, während 
und trotzdem das Land auf friedlichem Wege eine Befriedigung seiner nationalen Aspirationen 
in weitgehendssem Maße erlangen konnte. Ihnen hat Italien es zu verdanken, wenn ihm in 
der Geschichte der Makel des verächtlichsten Zerrats, den die Welt je gesehen hat, 
unauslöschlich aufgeprägt sein wird.“ (W. T.B.) 
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FZückzug der feindlichen Flotte von den Dardanellen. 
Konstantinopel, 20. Mai. Nach dieser neuen erfolgreichen Internehmung 
deutscher Unterseeboote vor den Dardanellen hat der Gegner aus Sorge vor 
weiteren Zootangriffen alle Kriegsschiffe mit Ausnahme einiger Torpedobootzerstörer 
vom Eingang der Dardanellen fortgenommen und seine Angriffsflotte in Zuchten des 
Aecgäischen Archipels eingeschlossen. (W. T. B.) 
Die Verschanzungen bei Ari Burun von den Türken genommen. 
Konstantinopel, 20. Mai. Aus dem Hauptquartier wird mitgeteilt: An der 
Dardanellenfront wurde heute morgen bei Mei Burun der mittlere Teil der befestigten 
Verschanzungen des Feindes durch Sajonettangriff von unseren Truppen genommen. 
Die Verschanzungen wurden von uns für unseren Gebrauch befestigt. Bei Sed-ül- 
Bahr rückte unser rechter Flügel in dem vom Feinde besehten Abschnitte vierhundert 
Meter gegen die Küsie vor. Einer unserer Flieger warf mit Erfolg Bomben auf 
 
	        
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