Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 4 (4)

(Lebhaftes Bravo!l) Wenn unsere Feinde das Bluivergießen, das Menschenmorden, die Der- 
wüstung Europas weiter fortsetzen wollen, — ihrer ist die Schuld. Wir stehen unseren Mann, 
und unser Arm wird zu immer stlärkeren Schlägen ausholen. (Erneutes lebhaftes ZBravol) 
Beim Ausbruch des Krieges habe ich an das Wort Moltkes erinnert, daß wir noch einmal 
im blutigen Kampfe würden verteidigen müssen, was wir 1870 errungen hatten. Für die 
Wahrung der Einheit und Freiheil Deutschlands sind wir, dle ganze Nation, geschlossen wie 
ein Mann in den Kampf gezogen. Und dieses einige und freie Deutschland ist es, das unsere 
Feinde vernichten wollen! Ohnmächtig soll Deutschland wieder werden, wie in vergangenen 
Jahrhunderten, den Machtgelüsten der Nachbarn ausgesetzt, der Drügelsunge Europas, auch nach 
dem Kriege in der Entfaltung seiner wirtschaftlichen Fähigkeiten auf ewlg in Fesseln geschlagen! 
Das verstehen unsere Feinde unter der Vernlchtung der militärischen Macht Dreußens! Sie 
werden sich die Köpfe einrennen! (Lebhaftes BZravol) 
Meine Herren, was wollen wir dagegen? Einn und Ziel dieses Krieges ist uns ein 
Deutschland, so fest gefügt, so stark beschirmt, daß niemand wieder in die Versuchung gerät, 
uns vernichten zu wollen, daß sedermann in der weiten Welt unser Rechl auf Belätigung 
unserer friedlichen Kräste anerkennen muß. Dieses Deutschland, nicht die Vernichtung fremder 
Nationen, ist das, was wir erreichen wollen. Und es ist das zuglelch die Rettung des in 
seinen Grundfesten erschütterten europäischen Kontinents. 
Meine Herren, was kann die feindliche Koalition Europa bieten! Kußland — das Schicksal 
Dolens und Finnlands. Frankreich — die Hrätention jener Hegemonie, die unser Elend war. 
England — die Zersplitierung, den Zuskand dauernder Reizbarkeit, den es das Gleichgewicht 
auf dem europäischen Konkinent zu nennen beliebt und der die letzle und innerste Orsache für 
all das Unheil gewesen ist, das in diesem Kriege über Europa und über die Well gekommen 
ist. Hätten sich die drei Mächte nicht gegen uns zusammengeschlossen, nicht versucht, das Rad 
der Geschichte in ewig verflossene Zeiten zurückzudrehen, dann hätte sich der europäische Friede 
durch die Kräfie stiller Entwicklung allmählich gefestigt. Das zu erreichen, war das Ziel der 
deutschen Holitik vor dem Kriege. Wir konnten, was wir haben wollten, durch friedliche 
Arbeit haben. Die Feinde haben den Krieg gewählt! Nun muß der Friede Europas aus 
einer Flut von Blut und Tränen, aus den Gräbern von Millionen erstehen. 
Zu unserer Verteidigung sind wir ausgezogen. Aber das, was war, ist nicht mehr. Die 
Geschichte ist mit ehernen Schritten vorwärts gegangen; es gibt kein Zurück. Unsere und 
Oesterreich-Lngarns Absicht ist es nicht gewesen, die polnische Frage aufzurollen; das Schicksal 
der Schlachten hat sie aufgerollt. Nun steht sie da und harri der Lösung. Deutschland und 
Oesterreich= L#ngarn müssen und werden sie lösen. Den Status quo ante kenntk nach so 
ungeheuren Geschehnissen die Geschichte nicht. (Lebhaste Zustimmung.) Das Belgien nach dem 
Kriege wird nicht mehr das alte vor dem Kriege sein. Das Polen, das der russische Tschinownik, 
noch hastig Zestechungsgelder erpressend, das der russische Kosak brennend und raubend ver- 
lassen hat, ist nicht mehr. Selbst Mitglieder der Duma haben offen anerkannt, daß sie sich 
die Rückkehr des Tschinownik an den Platz, wo inzwischen ein Deutscher, ein Oesierreicher, ein 
Dole ehrlich für das unglückliche Land gearbeilet haben, nicht vorstellen können. 
Herr Asquith spricht in seinen Friedensbedingungen vom Drinzip der Nationalitäft. Wenn 
er das iut und wenn er sich in die Lage des unbesiegbaren Gegners versetzt, kann er dann 
annehmen, daß Deutschland freiwillig die von ihm und seinen Zundesgenossen befreiten Bölker 
zwischen der Baltischen See und den wolhynischen Sömpfen wieder dem Regiment des 
reaktionären Rußlands ausliefern wird, mögen sie Holen, Litauer, Balten oder Tetten sein? 
Nein, meine Herren, Kußland darf nicht zum zweitenmal seine Heere an der ungeschützten 
Grenze Ost= und Westipreußens aufmarschieren lassen (stürmischer Beifall), nicht noch einmal 
mit französischem Gelde das Weichselland als Einfallskor in das ungeschützte Deutschland ein- 
richten. (Erneuter lebhafter Beifall.) 
 
	        
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