zwischen uns und ihnen von dem Tage an bestanden haben, wo vor 120 Jahren Preußen
als einer der ersien Staaten die Unabhängigkeit Amerikas in seinem Kampfe gegen England
anerkannte. Sie wissen, daß sch in dieser ganzen Angelegenheit einen weiten versöhnlichen
Sinn gegenüber Ihrem Lande und Volke gezeigt habe. JIch bin bereit gewesen und bleibe es,
Amerika alles zuzugestehen, was Deutschland billigerweise in der Behauptung der Grundsätze
der Gerechtigkelt und seiner Ehre zugestehen kann. Allein ich vermag einer Demütigung
Deutschlands und des deutschen Bolkes nicht zuzustimmen. Ich kann mir die Waffe der Unter-
seebooie nicht aus der Hand reißen lassen. Ich kann Amerika nicht befriedigen und die Fori-
setzung der herzlichen Beziehungen zu einem von jedem Deutschen geschähten Lande nicht ge-
währleisten, wenn es auf Unkosken einer nationalen Demütigung geschehen soll. Ich erkläre
Ihnen dies nichi mit leichtem Herzen, sondern bin mir der Tatsache bewußt, daß sch die
Empfindung des ganzen deutschen Bolkes ausspreche.
Der Reichskanzler gab offen zu, daß weder die deuische KRegierung noch das deutsche Volk
die Möglichkeit eines Abbruches der Zeziehungen zu den Bereinigten Staaten, der einzig
neutral gebliebenen Großmacht, leichtherzig oder gleichgültig ins Auge faßten. Allein er erklärte,
der Wortlaut der Note Lansings habe ihm keine andere Wahl als Ablehnung gelassen. Keine
deutsche Regierung vermöchte sich zu halten, wenn sie einer solchen Erniedrigung zustimmte.
Er erklärte indessen, er habe das VBertrauen noch nicht verloren, daß der gesunde Menschen-
verstand die Oberhand über die Forderungen von Washington gewinnen werde. Dann sagte
er unter anderem: Wir kämpfen für unser Dasein. Das deutsche Volk opfert einmütig sein
Blut und alles, was es besiht, für das BZaterland. Wir stehen nicht im Kriege mit Amerika.
Wir wönschen nicht, mit Amerika in einen Krieg zu geraten. Ich habe alles getan und
werde weiter alles kun, was in meiner Macht liegt, um den Krieg zu vermeiden; allein es
gibt Dinge, dle ich nicht tun kann. Wenn in Amerika derselbe aufrichiige Wunsch besteht, zu
einer Lebereinstimmung zu gelangen, wie er bei der deutschen Regierung und dem deutschen
Volke vorhanden ist, so wird es keinen Bruch in den guten Beziehungen geben, die mehr als
hundert Jahre zwischen den beiden Ländern bestanden haben. (W. T. B.)
Eine Denkschrift der deutschen Regierung über die Behand-
lung bewaffneter Kauffahrteischiffe.
Berlin, 10. Februar. Die „Nordd. Allgem. Zig.“ teilt mit, daß die deutsche Regierung
gestern den diplomatischen Zertreiern der neutralen Mächte in Berlin eine Denkschrift vom
8. Februar überreicht hat, die die zukünftige Zehandlung bewaffneter Kauffahrteischiffe festlegi.
Die Denkschrift führt in der Hauptsache aus:
Schon vor Ausbruch des gegenwärtigen Krieges hatte die britische Regierung englischen
ZReedereien Gelegenheit gegeben, ihre Kauffahrteischisfe mit Geschützen zu armieren. Am
26. März 1913 gab der damalige Erste Lord der Admiralitaät, Winstin Churchill, im britischen
Darlament die Erklärung ab, daß die Admiralität die Reedereien aufgefordert habe, zum Schutze
gegen die in gewissen Fällen von schnellen Hilfskreuzern anderer Mächie drohenden Gefahren
eine Anzahl erstklassiger Liniendampfer zu bewaffnen. Die englischen Reedereien sind der Auf-
sorderung der Admiralitäi bereitwillig nachgekommen.
Was den völkerrechilichen Charakter bewaffneter Kauffahrteischiffe betrifft, so hat die brittsche
JFegierung für dle eigenen Kauffahrteischisse den Standpunkt eingenommen, daß solche Schiffe so lange
den Charakter von friedlichen Handelsschiffen behalten, als sie die Waffen nur zu Verteidigungs,
zwecken führen. Demgemäß hat der britische Boischafter in Washington der amerikanischen
Regierung in einem Schrelben vom 25. August 1914 die weitesigehenden Versicherungen ab-
gegeben, daß britische Kauffahrtelschiffe niemals zu Angriffszwecken, sondern nur zur Berteidigung