Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 4 (4)

Granate ging durch die Kabine des Stewards und des zweiten Offiziers und streute Splitter 
überall an Deck umher. Ein weiterer Schuß war ein Treffer auf die Kommandobrücke. Eine 
Granate pfiff uns über die Köpfe hinweg, eine sedoch traf den Oberieil des Maschinenraumes, 
tötete 17 Laskaren und verwundete 3. ODann traf eine Granate das Schiff unter der 
Wasserlinie. Jetzt gab der Kapitän Befehl, dem Feuer Einhali zu tun und das Schiff zu 
stoppen. Sobald die Deutschen unsere Signale sahen, gaben sie Antwort und stellten das Feuer 
ein. Mit mehreren Begleitmannschaften kam ein deutscher Offizter an Bord. Kapitän Oliver 
erschien, und der Deuische fragte, warum der Kapitän auf den deutschen Kreuzer gefeuert hätte. 
Der Kapitän erwiderte: „Ich seuerte, um mein Schiff zu schützen. Wenn meine Reglerung 
mir eine Kanone an Bord meines Schiffes skellt, so benutze ich sie auch, denn eine Kanone 
ist nicht zur Zerzierung da." Die Deutschen stellien uns nun auf Deck in einer Reihe auf. Sie 
sagien, daß seder, der eine Bewegung mache, erschossen würde. Nach einiger Zeit erhielten wir 
den Zefehl, in die Boote zu gehen. Das Boot des zwesten Off#ziers und meln Boot erhielten 
den Besehl, zum Begleitschiff der „Möwe“, der „Appam“, zu fahren, während der andere 
Schiffsoffizier und der Kapitän auf die „Möwe“ gebracht wurden. Am nächsten Tage wurden 
die anderen gefangenen Mannschaften von der „Möwe“ auf die „Appam“ gebracht und wir 
selbst auf die „Möwe“. Ein Name war nichi an dem Kreuzer angebracht. Aber an Kaisers 
Geburtstag erschienen die Deutschen in Gala mit dem Namen „Möwe“ auf den Müßen. Als 
wir von der „Appam“ fortfuhren, versenkien die Deutschen die „Corbridge“. Sie pinselten 
dann der „Möwe“ eine dunkelgelbe Farbe auf und nahmen noch andere Maskierungen vor. 
Nach 24 Tagen wurde die „Wesiburn“ gekapert. 228 Mann von uns wurden auf die „West= 
burn“ gebracht. Das Schiff siand unter Bewachung von acht Mann. Man hatte Bomben 
an dem Schiff angebracht, und als wir am 22. Februar in Tencriffa ankamen, wurde uns 
gedroht, daß wir alle in die Lufi gesprengt würden, wenn wir uns rührten. „Westburn“ fuhr 
von der Südseite her in den Hafen von Teneriffa ein, ein britischer Kreuzer kam von Norden. 
Als wir am nächsten Tage auf die „Athenic“ gebracht wurden, sahen wir, wie die „Westburn“ 
von den ODeutschen, die sie eine halbe Meile in die See hinausgebracht hatten, angesichts des 
britischen Kreuzers vor Teneriffa versenkt wurde. (W. T. B.) 
Deutschland und Japan. 
Berlin, 6. März. Die „Nordd. Allg. Zeitung“ schreibt: Verschiedentlich ist ver- 
breitet worden, der Bruch zwischen Deutschland und Japan hätte von deutscher 
Seite vermieden werden können. Die deutsche Regierung habe Gelegenheiten zu 
einer Berständigung mit Japan versäumt. Japan habe während der letzten Jahre 
eine politische Annäherung an Deutschland gesucht und sogar noch kurz vor Kriegs- 
ausbruch zu einer friedlichen Auseinandersehung wegen Kiautschou die Hand geboten. 
Die deutsche Regierung aber sei so verblendet gewesen, alle Angebote und An- 
ndherungesversuche, die u. a. in der Form eines Anleihegesuches an sie herangetreten 
seien, zurückzuweisen. 
Diese Erzählungen sind müßige Erfindungen, die seder tatsächlichen Grundlage 
entbehren. Wir sind ermächtigt festzustellen, daß die japanische Regierung unlemals 
und in keiner Form an Deutschland mit Anregungen der behaupteten Art heran- 
getreten ist. Was insbesondere die Zeit kurz vor dem Bruch mit Japan betrifft, 
hat das sapanische Kabinett mit dem damaligen Minister der auswärtigen An- 
gelegenheiten Zaron Kato nicht nur keine Verständigungsvorschläge gemacht, sondern 
jede Berhandlung abgelehnt. 
 
	        
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