Und England? Was sich England aus der erhofften Beute in Kleinasien, was es sich an
Kolonien zueignen will, läßt es noch im dunleln. Aber es will mehr als das. Was die
Briten aus Deutschland machen wollen, darüber lassen sie keinen Zweifel. Unser Leben als
Nation soll zersiört werden. Militärisch wehrlos, wirtschaftlich zerschmettert und von der. Welt
boykoltert, verurteilt zu dauerndem Siechtum, das ist das Deutschlant, das England sich zu
Füßen legen will. Wenn dann keine deutsche Konkurrenz mehr zu fürchten Isl, wenn Frankresch
sich verblutet hat, alle Kriegsverbündeten finanziell und wirischaftlich England Frondienste
leissen, wenn die neutrale europäische Welt sich sedem britischen Geheiß, seder britischen Schwarzen
Tiste fügen muß, dann ist auf dem ohnmächügen Deutschland der Traum der englischen Welt-
herrschaft Wirklichkeit geworden.
Jür dieses Ziel kämpft England mit einem In seiner Geschichte beispiellosen Kraftaufwand
und mit Mitteln, die einen Bruch des Bölkerrechts an den anderen reihen. Darum ist England
unter allen der selbstsüchtigste, erbitteriste und hartnäckigsie Feind. Ein deutscher Staatsmann,
der ssch scheute, gegen diesen Felnd sedes taugliche, den Krieg wirklich abkürzende Kampfmitiel
zu gebrauchen, ein solcher Staatsmann sollte gehenkt werden! (Stürmisches Bravo! Hände-
klatschen im Hause und auf den Tribünen.)
Meine Herren, ich wünsche, daß Sie aus diesen meinen Worten den Grad von Wider-
willen und von Verachtung erkennen mögen, den ich für die immer wieder verbreiiete Be-
hauptung emrfinde, daß aus unbegreiflicher Schonung, aus veralieter Zerständigungsneigung
oder gar aus dunklen Zusammenhängen, die das TLicht des Tages scheuen, nicht alle Kampf-
mittel in ihrer vollen Gebrauchsmöglichkeit angewandt würden. (Bravol) Aus Rücksichten auf
das seindliche, auf seden Zruch unjerer Iinneren Geschlossenheit kauernde Ausland will ich hier
nicht näher auf die Ihnen bekannien Treibereien eingehen. Die Zeit isi zu ernst. (Sehr richtig!)
Meine Herren, als wir im Auguft 1914 das Schwert ziehen mußten, da wußten wir, daß
wir gegen eine mächtige, eine beinahe übermschilge Koalition Haus und Hof zu schützen hatten.
Eine breunende, eine bis dahin ungekannte, eine oft verschwiegene Baterlandsllebe loderte in
allen Herzen auf, kampfesmutig und siegesgewiß. Heute, nach zwei Jahren des Kämpfens
und RKingens, des Duldens und Sterbens, wissen wir mehr als se zuvor, daß es nur eine
Darole gibt: Ausharren und siegen! Wir werden siegen! (Bravol) Wemn sich im vorigen
Winter kleinmütige Sorge zu regen begann, ob auch unsjere Lebensmittel reichen würden — sie
haben gereicht. Die diesjährige Einte aber siellt uns viel sicherer hin, als es im vorigen Jahre
der Fall war. Jch weiß die schweren Sorgen zu würdigen, unter denen zahlreiche Existenzen
für ihren Lebensunterhalt kämpfen, ich lteile die tiefe Trauer um die Gefallenen und Ver—
stümmelten und neige mich vor allem Heldensinn, mit dem die Opfer getragen werden von
Frauen wie Männern ohne Anterschied von Kang und Klasse, einlg in der heißen Liebe zu
dem Lande, das ihr Glück und TLeid umschließt, in Kampf und Arbeil hinausgewachsen über
das gewohnte Maß der Menschenleistung. (Bravol) Hoch und groß ist das. Aber höher und
größer noch, melne Herren, isi der Todesmut, mit dem unsere Söhne und Brüder draußen
die wütenden Anstürme der an Zahl und Geschossen weit überlegenen, mit der Gußersten
Tapferkelt kämpfenden Feinde bestehen. (Bravo!) Nie hat die Welt und Menschengeschichte
etwas Aehnliches gesehen. In diesen Tagen hai das deutsche Bolk wiederum Gelegenheit, bei
unserer Kriegsanlelhe zu beweisen, daß es zu jedem Opfer bereit ist und fest an unjeren
Sieg glaubt.
Was sich im Kriege so wunderbar bewährt, muß auch im Frieden leben und wirken. (Bravol)
Dle gewaltigen Aufgaben, die auf allen Gebieten des (saatlichen und sozlalen, des wlrtschaft-
lichen und politischen Lebens unserer harren, brauchen zu ihrer Lösung alles, was an Kräften
in unserem Volke lebt. Es ist eine Staatsnotwendigkeit, die sich durchsetzen wird gegen alle
Hindernisse, diese Kräste, die da sind im Feuer geglüht, die nach Wirken und Schaffen rufen
und verlangen für das Ganze zu nätzen. (Lebhafter Zelfall.) Freie Bahn für alle Tüchtigen
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