Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 5 (5)

  
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zuführen, sind dahin übereingekommen, aus diesen Gebieten einen selbständigen 
GStaat mit erblicher Monarchie und konskifutioneller Versassung zu bilden. 
Die genauere Bestimmung der Grenzen des Königreichs Polen bleibt vor- 
behallen. Das neue Königreich wird im Anschluß an die beiden verbündeten 
Mächte die Bürgschaften finden, deren es zur freien Entfaltung seiner Kräfte 
bedarf. In einer eigenen Armee sollen die ruhmvollen Leberlieferungen der 
polnischen Heere srüherer Zeiten und die Erinnerung an die tapferen polnischen 
Misstreiter in dem großen Krieg der Gegenwart fortleben. Ihre Organssation, 
Ausbildung und Führung wird in gemeinsamem Einvernehmen geregelt werden. 
Die verbündeten Monarchen geben sich der zuversichtlichen Hoffnung hin, 
daß sich die Wünsche nach staatlicher und nationaler Entwicklung des König- 
reichs Holen nunmehr unter gebotener Rücksichtnahme auf die allgemeinen 
politischen Berhältnisse Europas und auf die Wohlfahrt und Sicherheit ihrer 
eigenen Länder und WBölker erfüllen werden. 
Die großen westlichen Nachbarmächte des Königreichs Polen aber werden 
an ihrer Ostgrenze einen freien, glücklichen und seines nationalen Lebens 
frohen Staat mit Freuden neu erstehen und aufblühen sehen. 
Auf Allerhöchsten Befehl Seiner Moajestät des Deutschen Kaisers. 
Der Generalgouverneur. 
Eine Kundgebung gleichen Inhalts wird von dem k. u. k. Militär-General= 
gouverneur Iin TLublin, Feldzeugmeisier Kuk, bekanntgegeben. (W. T. B.) 
Die Droklamationsfeier im Warschauer Schlosse. — Asprache 
des Generalgouverneurs v. Beseler. 
Warschau, s. November. Drachtvolles Herbstwetter begünstigte den heutigen 
geschichtlichen Tag Dolens. Lebhafte Zewegung der Bevölkerung in den Straßen 
und Ansammlung Tausender auf dem Schloßplatz und in den Höfen der gewaltigen 
Gebäude kündigten die neue Epoche an. 
Am 12 Uhr verlas Generalgouverneur v. Beseler im Kolonnensaal des Schlosses 
die Hroklamation in deutscher Sprache, worauf Graf Hutten-Czapfki sie in polnisch 
wiederholte. Der Rektor der Universität Zrudzynski dankte. Der Schluß seiner 
Rede ging unter in dem jubelnden Kuf: „Niech Zyjel" und immer neu wiederholtem 
Händeklatschen. Viele polnische Festgässe waren zu Tränen gerührt. Sodann hielt 
Generalgouverneur v. Beseler folgende Ansprache: 
„Mitten im Toben eines Weltkrieges führt der hochherzige Entschluß der 
verbündeten Monarchen den langgehegten Wunsch nach einem selbständigen 
polnischen Staate der Verwirklichung enkgegen. Der trübe Zweifel: Was soll 
aus uns werden? findet keinen Kaum mehr in den polnischen Herzen; ein neues 
großes Ziel ist ihnen gesteckt. Es gilt den Ausbau ihres künftigen Staates. Noch 
blutet das Land aus kausend Wunden, und noch täglich verlangt auch von ihm 
der Kampf gegen seinen einstigen IUntkerdrücker neue Opfer. teberall aber keimt 
  
 
	        
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