Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 6 (6)

  
  
Andeutung vorsählich die in der Noie vom 4. Mai 1916 gegebenen feierlichen Bersprechungen 
zurückgezogen. Sollte diese Argumentatlon authenüsch sein, so muß ich entschleden Widerspruch 
gegen sie erheben. Am 27. August 1913 während der mextkantschen Wirren hatte der 
Dräsident Wilson in einer feierlichen Botschaft an den Kongreß erklärt, er glaube, den besten 
völkerrechtlichen Gepflogenheiten bezüglich der Neutralstät zu folgen, wenn er die Lleserung von 
Waffen und Kriegsmaterial an belde sich bekriegenden mexikantschen Darteien verböte. (Hört, 
bört!l) Eln Jahr spater, 1914, wurden dlese Gepslogenheiten ersichtlich nicht mehr für gut 
gehalten. Ungezählies Kriegsmaterial hal Amerika der Entente geliefert. Ind während man 
eifersüchtig über das Recht des amerikanischen Bürgers wachte, ungehindert und frei nach den Ländern 
der Entente zu reisen und frei mit Frankreich und England seglichen Handel zu treiben, schlen 
das gleiche RKecht des amerikanlschen Bäürgers den Mittelmächten gegenüber nicht ebenso voll- 
gültig und schützenswert zu sein. (Sehr wahr!) Man proiestierte zwar gegen einzelne völker- 
rechiswidrige Maßnahmen Englands, aber man fügte sich. 
„Ich bitte Sie, meine Herren, sich des Schlusses unserer Note vom 1. Mas 1916 zu erinnern, 
in der wir zusagten, bei Führung des U. Boot-Krleges die Formen des Kreuzerkrieges zu beachten.“ 
Der Reichskanzler verlas die Schlußworte dieser Note, kn denen es heißt: „Die deuische 
RKegiserung zweifelt nicht daran, daß die Reglerung der Vereinigten Staaten bei der groß, 
britannischen Reglerung die alsbaldige Zeobachtung dersenigen völkerrechklichen Normen mit allem 
Nachdruck verlangen und durchsetzen wird, die vor dem Krlege allgemein anerkannt waren, und 
die insbesondere in den Noten der amerikanischen Regierung an die brüttsche Reglerung vom 
28. Dezember 1914 und vom s. November 1918 dargelegt sind. Sollten die Schritte der 
Vereinigten Staaten nicht zu dem gewünschten Erfolge führen, den Gesetzen der Mernschlichkeit 
bes allen kriegführenden Nationen Geltung zu verschaffen, so würde die deuische Reglerung sich 
einer neuen Sachlage gegenübersehen (Hört, hört!), für die sie sich volle Freiheit der Entschließung 
vorbehalten muß.“ 
Dann fuhr der Feschskanzler fort: „Dafß die Voraussetzung, an die wir die Wiedererlangung 
voller Freihelt unserer Entschließungen geknüpst hatten, längst eingetreten war, daran konnte 
und kann wohl auch in Amerika kein Mensch zweiseln. Aber die Sache greift doch 
weit über das fremde formale Gebiet hinaus. L#umöglich kann ich eine Ehren, und 
(ebensfrage des amerikanischen Bolkes darin sehen, einseitig und nur gegen uns das DBölkerrecht 
zu schirmen. Warum kamen bei den Engländern keine amerlkanischen Menschenleben in Gefahr? 
Doch nur, well sich die neutralen Länder und namentlich Amerika den englischen Anordnungen 
freiwillig fügten. Was wäre geschehen, wenn die Amerikaner auf den unbehinderten Hassagier- 
und Güterverkehr mit Bremen und Hamburg denselben Wert gelegt hätten wie auf den mit 
Civerpool und London? Wir beklagen den Bruch mit einem Volke, das durch feine Geschschte 
dazu bestimmt erschien, mit uns — nicht gegen uns — für gemeine Jdcale einzutreten. Nachdem 
aber unser ehrlicher Friedenswille nur dem Kriegshohn der Gcgner begegnet ist, gibt es für uns 
kein „Zurück“ mehr, sondern nur ein „Borwärts“. (Bravol) 
Ich wiederhole, meine Herren, und gegenüber der Verhetzungskampagne, die England in der 
Welt gegen uns führt, unterstreiche lch es: unser setzlger U.Boot.Krieg ist eine Erwiderung auf 
die Hungerblockade (Sehr richtig!), die England seil Anfang des Krleges gegen uns ausöbi. 
Das Zezept war für England sa nicht neu. Ich erinnere Sie, meine Herren, an die berüchtigten 
Konzentrationslager, in die England die Frauen und Kinder der lapferen Burenkämpfer schleppie 
und dort der unmenschlichsten Behandlung aussetzte mit dem ausgesprochenen Zweck, durch ihre 
Leiden die Wlderstandskrast der im Felde stehenden Maͤnner zu mindern. Wie im englischen 
Darlament zugegeben wurde, hatte dlese Maßnahme, die für immer einen Schandfleck auf dem 
englischen Namen bilden wird, allerdings die umgekehrte Wirkung. Was England damals im 
kleinen ausübte, das wollte es im gegenwärtigen Kriege Deutschland gegenüber in großem 
Maßstabe n Anwendung bringen. 
  
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