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fehr sreundlichen Tone gehalten. Graf Hertlings Antwort ist, ich muß es sazen, sehr unbestimmt
und sehr verwirrend. Sie ist voll zweideutiger Sätze, und es ist nicht klar, wohin sie führt.
Sie befkätigt leider eher den ungläckseligen Eindruck, den wir aus den Besprechungen. in Brest.
Litowsk gewonnen haben, als daß sie ihn beseitigte. Seine Erörterung und seine Annahme
unserer allgemeinen Grundsähe führt ihn zu keiner greifbaren Folgerung. Er weigert sich, sie
auf die wesentlichen Duntie anzuwenden, die den Inhalt seder endgültigen Abmachung bilden
müssen. Er ist mißtranisch gegenüber einer internationalen Aktion und internationalen Beratung.
Wilson besprach dann im einzelnen die Stellungnahme des Reichskanzlers zu seinen
14 Dunkten und fuhr sort: Es muß für jeden, der erkenni, wie dieser Krieg die Meinung
und Stimmung der Welt gestaltet hat, offensichtlich sein, daß auf solche Weise unmöglich ein
allgemeiner Friede, ein Friede, der die unendlichen Opser dieser Jahre tragischer Leiden wert
isi, erreicht werden kann. Die Methode, die der deuische Reichskanzler vorschlägl, ist sene des
Kongresses von Wien. Wir können und wollen nicht dahin zurückkehren. Was auf dem
Spiele steht, ist der Welifrieden, was wir erringen wollen, ist eine neue Zölkerordnung, auf-
gebaut auf den weitsichtigen und allumfatzenden Grundsähen von Recht und Gerechügleit,
nicht bloß einen Frieden von Nähten und Flicken. Es ist möglich, daß Graf Hertling dies
nicht sieht oder nicht versteht. Lebt er mit seinen Gedanken tatsüchlich noch in einer ver-
siossenen Welt? Hat er die FReschstagsentschließung vom 190. Juli vollkommen vergessen, oder
übersieht er sie absschtlich: Diese spricht von Zedingungen für einen allgemeinen Frieden,
nicht von nationaler Ausdehnung oder von Vereinbarungen von Siaat zu Staat. A sich
Graf Hertling nicht bewußt, daß er setzt vor einem Gerichtshof der ganzen Menschheit spricht,
daß alle erwachten Zölker der Welt nun über all das zu Gericht sitzen, was jeder Staats-
mann, gleichgültig welchen Landes, über die Folgen eines Konfliktes sagt, der sich nach allen
Teilen der Welt ausgebreitet hai7 Die Feichslagsenischließung vom Juli hat die Entscheidung
eines solchen Gerichtshofes offen angenommen. Es soll weder Annexionen noch Entschädigungen
oder strafweisen Schadenerfaßz geben, es sollen keine Bölker durch eine internationale Konserenz
oder eine Bereinbarung zmischen Gegnern von einer Staatsoberhoheit an eine andere aus-
geliefert werden, nationale Ansprüche müssen beachtet werden, die Zölker dürsen nur noch
gemäß ihrer eigenen Zustimmung beherrscht und regiert werden.
Das „Selbskbestimmungsrecht“ ist keine bloße Hhrase, es ist ein gebieterischer Grundsatz
des Handelns, den die Staatsmänner künftig nur auf ihre eigene Gefahr mißachien werden.
Die Vereinigten Staaten haben keinen Wunsch, sich in europdische Angelegenheiten ein-
zumischen oder als Schiedsrichter in europäischen territorialen Streitigkeiten zu fungieren. Sie
lehen keinen Weg zu einem Frieden, bis die Lrsachen dieses Krieges beseitigt werden und ihre
Wiederkehr, so weit erreichbar, unmögtich gemacht wird. Dieser Krieg hat seine Wurzeln imn
der Nichtbeobachtung der Rechie der kleinen Nationen und NKassen, denen die Einigkeit und
die Macht fehlie, ihre Ansprüche, ihre eigene Staatszugehörigkeit und ihre eigene Form des
poli#schen Lebens durchzusehen. Vertragliche Verpflichtungen müssen nun eingegangen werden,
die solche Dinge künftig unmöglich machen, und diese Verpflichtungen müssen durch die ver-
einigte Macht aller Nationen, die die Gerechtigkeit lieben und willens sind, sie um jeden Preis
aufrechtzuerhalten, gestützt werden.
Wilson sagte weiter: Graf Czernin scheint die Grundlagen des Friedens mit klaren Augen
anzusehen, und er scheint sie nicht zu verdunkeln. Er sseht, daß ein unabhängiges Dolen,
gebildet aus allen unbestreitbar polnischen Bevölkerungen, die eine an die andere grenzen, eine
Angelegenheit enropdischer Wichtigkeit ist und natürlich zugeskanden werden muß, ferner, daß
2 Zelgien geräumt und wiederhergestellt werden muß, gleichgültig, welche Opfer und Zu-
geständnisse dies mit sich bringen mag, und ferner, daß nalionale Bestrebungen befriedigt
werden müssen, sogar in seinem eigenen Reiche, im gemeinsamen Interesse Europas und
der Menschheit.
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