Der Kaiser an der Front in Polen.
Großes Hauptquartier, 3. Dezember. Seine Majestät der Kaiser besuchte
heute Teile der in der Gegend von Czenstochau lämpfenden österreichisch-ungarischen
und deutschen Truppen.
Oberste Heeresleitung. (W. T. B.)
Salandra über die Politik Italiens.
Rom, 3. Dezember. In der Deputiertenkommer gab Ministerpräsident
Salandra eine Eeklärung über die Haltung der Regierung über den Weltkrieg ab,
in der er u. a. sagte:
Während die durch wiederholte ZBeweise Ihres Vertrauens gestärkte Regierung
daran ging, nützliche Berwaltungssteuern und Sozialreformen vorzubereiten, brach
ohne irgendeine Teilnahme oder ein Einverständnis von unserer Seite plöhlich und
sehr schnell der Konflikt aus, den wir zum Schutze des Friedens und der Zivilisation
vergeblich zu beschwören trachteten. Die Regierung mußte erwägen, ob die Vertrags-
bestimmungen uns zur Teilnahme zwangen. Aber die gewissenhafteste Drüfung des
Buchskabens und Geistes der beskehenden Bereinbarungen und die Kenninis der
Llesprünge und des augenscheinlichen Endzwecks des Konflikts brachten uns zu der
lopalen und sicheren Ueberzeugung, daß wir nicht verpflichtet waren, an ihm teil-
zunehmen. Da wir dergestalt jeder anderen Erwägung enthoben waren, so empfahl
uns eine unbefangene und freie Beurteilung dessen, was die Wahrung der italienischen
Interessen erforderte, unverzügsich unsere Neutralität zu erklären.
Indessen genügte die frei proklamierte und loyal beobachtete Neutralität nicht,
um uns gegen die Folgen der ungeheuren Umwälzung zu schüßen, die jeden Tag
größer wird und deren Ende von niemandem abgesehen werden kann. In den TLändern
und Meeren des alten Erdteils, dessen polilische Geskaltung vielleicht im Begriff ist,
sich zu ändern, besitzt Italien vitale Interessen, die es zu schützen, und gerechte An-
sprüche, die es zu bekraäftigen hat. Es muß seine Stellung als Großmacht behaupten
und sie nicht nur unversehrt erhalten, sondern auch so, daß sie nicht durch die
möglichen Zergrößerungen anderer Staaten relativ gemindert werde. Daher mußte
und wird notwendigerweise unsere Neutralitat keine untätige und lässige, sondern
eine tätige und wachsame sein, nicht eine ohnmächtige, sondern eine stark gewappnete,
die jeder Möglichkeit gewachsen ist. (Andauernder sebhafter Zeifall. Die gesamte
Kammer erhebt sich und bringt dem Ministerpräsidenten eine lebhafte Huldigung dar.)
Ministerprasident Salandra fuhr fort: Demgemäß war und ist die höchste Sorge der
ZRegierung vollständige Vorbereitung von Armee und Marine. (Beifall.) Um sie
durchzuführen, ist sie nicht davor zurückgeschreckt, die schwere Zerantwortlichkest für
weitere Ausgaben und für eine gewisse Abänderung der militärischen Organisation
zu übernehmen. Die Erfahrung aus der Geschichte und noch mehr aus den gegen-
wärtigen Ereignissen muß uns überzeugen, daß, wenn die Herrschaft des Rechts auf-