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Ebenbürtigkeit sind gemeinrechtlich für den hohen Adel syno-
nyme Ausdrücke. Eine Ehe zur linken Hand ist also stets eine
Missheirat.
c. Männliches Geschlecht.
Da sowohl männliche wie weibliche Personen des hohen
Adels sich mit Unebenbürtigen vermählen können, so liegt der
Schluss nähe, dass beiden Geschlechtern auch eine Ehe zur linken
Hand gestattet sei. Zutreffend ist dies jedoch nur für den hoch-
adligen Mann, während die hochadlige Dame keine morgana-
tische Ehe schliessen kann.
Dies hat seinen Grund in den verschiedenen Folgen, welche
beide Arten von unebenbürtigen Heiraten haben. Der hochad-
lige Mann behält bei einer Missheirat Rang, Titel und Würden,
während eine hochadlige Frau in den Stand ihres niedriger ge-
borenen Mannes hinabsinkt und alle Vorzüge ihres hochadligen
Standes verliert. So kann sie auch nicht das sonst übliche
Heiratsgut (auch Brautschatz genannt) oder die Fräuleinsteuer
verlangen, da sie durch solche Heirat die Bande, die sie mit
ihrer erlauchten Familie verknüpften, zerrissen hat. Dieses Prin-
zip trat schon im Schwabenspiegel ? zu Tage: „ist ein man sinem
wibe niht ebenbürtic, — und ist si vri, si muoz doch sin ge-
noezin sin, als si an sin bette gt, und gewinnet si kint, diu
gehoerent näch der ergern hant“, und hat sich, ebenso wie das
ı S. die eingehenden Forschungen von GÖHRUM a. a. O. Bd. 1 8, 346,
Bd. 2 S. 328, 395.
Ebenso: Danz, Handbuch des heutigen deutschen Privatrechts, Stutt-
gart 1802, Bd. 6 S. 205, EicuHorn, a. a. O. S. 179, GUNDLING |. c., c. 3
8 46, HEFFTER a. a. O. S. 66, KoHLEr a. a. 0. S.160, de LupoLr, De jure
foeminarum illustrium, Jena 1734 pars I $ 14, POTTER a. a. OÖ. S. 357,
STRUVE 1. c., pars Il c. 3 $ 37.
A. M. freilich ist die herrschende Lehre wie sie u. a. von GIERKE &. 0.
O. Ba. 1 S. 402, STOERK, der Austritt aus dem landesherrlichen Hause, Ber-
lin 1903 S. 7 und auch BoLLMAnNN a. a. O. S. 72, vertreten wird.
% Landrechtsbuch (Ausgabe von WACKERNAGEL) 55 2. 38.