Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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kunft des von Josephstadt allerspätestens am 30. Juni herankom- 
menden Oberstkommandierenden zu halten. Das war wegen der 
günstigen Lage des genannten Ortes keine zu schwere Zumutung, 
und dann lag schon jetzt bei Miletin das Korps des Erzherzogs 
Ernst. Immerhin telegraphierte Kronprinz Albert am 29. Juni 
mittags 12 Uhr nach dem Hauptquartier; er erhielt merkwürdiger- 
weise, aus Ursachen, die gleich noch behandelt werden sollen, keine 
Antwort. Dagegen erschien um 2 Uhr nachmittags ein Kurier 
aus dem Hauptlager, der einen ganz detaillierten Befehl enthielt, 
sich in Jitschin zu halten, und zu diesem Zwecke die Entsendung 
des 3. Korps für den 29. nach Jitschin in bestimmte Aussicht 
stellte, woran sich dann der Vormarsch der ganzen Armee auf 
Turnau, also die Zurückwerfung des Prinzen Friedrich Karl 
schließen würde. Es fiel allerdings auf, daß die Depesche vom 
27. Juni datiert war; es konnte und mußte das ein Irrtum 
sein und war es auch, denn der Befehl war am 28. Juni abends 
6 Uhr ausgegeben worden, wie sich später herausstellte. Aber 
auch so hatte er ziemlich 20 Stunden Zeit gebraucht, um von 
Josephstadt nach Jitschin zu gelangen. 
Nach unseren heutigen Verhältnissen und Einrichtungen be- 
urteilt, ist es kaum möglich, jene seltsame Verkettung unglück- 
seliger Umstände zu verstehen, die die Katastrophe von Jitschin 
herbeigeführt hat. Daß die Schuld daran nicht auf der Seite 
der Sachsen liegt, die den 29. Juni 1866 teuer genug zu be- 
zahlen hatten, wird aus der folgenden Schilderung erkenntlich 
werden, die auf nunmehr völlig bekannten und besonders von 
der österreichischen Seite nicht abgeleugneten Tatsachen fußt. Es 
muß jedoch erst auf die Ereignisse Rücksicht genommen werden, 
die sich auf einen dem bisherigen entgegengesetzten Schauplatze 
im Osten der österreichischen Aufstellung nur 90 Kilometer von 
der Iserstellung der Sachsen abspielten, ohne daß man im Haupt- 
quartier der letzteren eine Ahnung davon hatte. 
Entsprechend den Bewegungen der Elbarmee und der ersten 
Armee des Prinzen Friedrich Karl über das Lausitzer Gebirge 
sollte nach Moltkes Plan die etwa 115000 Mann starke schlesische 
Armec des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm über das
	        
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