—_— 3897 —
I. Die Verwaltungsaufgaben.
Daß die unterbrochene Verwaltung in allen ihren Zweigen
wieder aufgenommen werden muß, ist selbstverständlich. Aus der
außerordentlichen Natur der Verhältnisse erwachsen aber auch
besondere Aufgaben. Die Verwaltung ist eine Notver-
waltung und zwar zum größten Teil eine Schutzverwaltung.
Als Antwerpen am 9. Oktober gefallen war, wurde sofort
die Wasserleitung und die Gasfabrik wieder hergestellt. Die Sol-
daten trieben das Vieh, das in den Ställen der Landgemeinden
am Verhungern war, auf die Weide, und die Flüchtlinge wurden
aufgefordert, so bald als möglich an ihren Wohnort zurückzu-
kehren, wo sie in völliger Sicherheit leben könnten.
In ganz Belgien gab es neue Aufgaben.
Das von England und Frankreich gegen Deutschland er-
lassene Zahlungsverbot hatte die deutsche Regierung ge-
zwungen, Gegenmaßregeln zu ergreifen und im Ver-
geltungswege Zahlungen aus Deutschland nach England und
Frankreich ebenfalls zu untersagen. Um diese Vergeltungs-
maßregeln voll wirksam zu machen, bedurfte es der Ausdehnung
des Zahlungsverbots auf die besetzten Gebiete Belgiens. Der
Generalgouverneur von Belgien hat dementsprechend unterm 3. No-
vember eine Verordnung erlassen ®°*, die sich dem Inhalte des deut-
sehen Zahlungsverbotes insgesamt anschließt. Es sind sonach aus
dem belgischen Okkupationsgebiete alle Zahlungen oder Wert-
überweisungen, sei es, daß diese mittelbar oder unmittelbar er-
folgen sollen, nach England oder Frankreich verboten, alle Schul-
den an die feindlichen Länder zinslos gestundet. Zuwiderhand-
lungen gegen dieses Verbot werden, ebenso wie der Versuch, nach
Kriegsrecht bestraft. Die Befugnisse, die in der deutschen Ver-
ordnung den: Reichskanzler zusteben, sind für Belgien dem Gene-
ralgouverneur vorbehalten. Der Generalgouverneur kann sonach
ve G. u. VBl. f. d. okkupierten Gebiete Belgiens 1914, S. 29.
25*