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Deutschland hat nun aber später auf Anfrage des amerika-
nischen und spanischen Gesandten sogar die förmliche Er-
klärung abgegeben, daß Lebensmittel, die in Belgien eingeführt
werden, unter Kontrolle bleiben und lediglich zur. Ernährung der
Bevölkerung dienen, aber nicht beschlagnahmt werden. Die bri-
tische Regierung konnte daher ihre Politik des kalten Herzens
nicht dauernd aufrechterhalten und mußte schließlich zugeben,
daß Lebensmittel von niederländischen Häfen nach Belgien ein-
geführt werden dürfen. Auch erhielt der belgische Gesandte in
London die Erlaubnis, aus England Lebensmittel an die Adresse
des amerikanischen und spanischen Gesandten in Belgien zur Ver-
teilung an die verschiedenen Hilfskoniitees auszuführen. Der spa-
nische und amerikanische Gesandte haben einen Ausschuß aus den
hervorragendsten Mitgliedern der Kolonie zusammenberufen (comite
central de secours et alimentation), um die Neutralität der über-
nommenen Maßregeln zu verbürgen. Aus den Vertretern der Ver-
einigten Staaten in London, Brüssel, Haag und Berlin ist eine Kom-
mission zur Erleichterung der Not in Belgien errichtet worden, in der
neben einigen Amerikanern aus London und Brüssel auch die amerika-
nischen Konsuln und verschiedene amerikanische und spanische
Geschäftsleute aus England, Belgien und Holland sitzen. Die
Kommission hat Bureaus in Antwerpen, Rotterdam, Gent, Lüttich
und an anderen Plätzen errichtet, die unter amerikanischer
Verwaltung stehen. Auch wurden Maßregeln ergriffen, um
genügende Vorräte von Amerika nach Rotterdanı zu bringen. Die
Kommission schätzte, daß monatlich für 2'/, Millionen Gulden an
Lebensmitteln verteilt werden müssen. Das wird aber kaum reichen.
Die Besserung der Verpflegungsverhältnisse in Belgien ist
vor allem dem .menschenfreundlichen Eingreifen der Vereinigten
Staaten zu danken, während die Engländer anfangs nur darauf
ausgegangen waren, einen Notstand zu schaffen, um dann gegen
die Deutschen, wiederum nach berühmten Mustern, den Vorwurf
der Barbarei erheben zu können.