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worin ich mit NEUKAMP übereinstimme, im höchsten Grade ge-
fährlich und ich bin der Ansicht, daß eigentlich jeder völkerrecht-
lich tätige Schriftsteller gegen sie Stellung zu nebmen Veranlas-
sung hätte, um ja nicht etwa den Glauben aufkommen zu lassen,
so könne sich Völkerrecht bilden. Nein, nicht umsonst sollen
die flammenden Proteste gegen so viele Völkerrechtsbrüche von
den Mittelmächten und deu Neutralen erhoben worden sein. Sie
sind, selbst wenn der Friedensvertrag ihnen nicht den Brand-
stempel aufdrücken sollte, der Ausdruck dafür, daß insoweit von
einem Gesamtwillen, von einer gemeinsamen Rechtsüberzeugung
nicht die Rede sein kann. Und dann muß erst noch die un-
geheuere Glut, zu der sich in diesem Kriege die Menschheit ent-
flammt hat, — zum Teil allerdings in künstlichem Feuer — zu
Asche gebrannt sein.
Die lange Wartezeit durch eifrige Vorarbeiten auszufüllen,
hat man bei uns durch Gründung der Deutschen Gesellschaft für
Völkerrecht schon angefangen. Sie ist nicht wie so manche Ge-
sellschaft eine Vereinigung von vielen Mitgliedern und wenigen
Arbeitern, sondern eine Arbeitsgemeinschaft im vornehmsten Sinne
des Wortes. Indessen so viele Namen berühmter Gelehrten darin
zu finden sind, so schließt sie noch lange nicht die Namen in
sich, die man versammelt sehen möchte. Es fehlen, im Vor-
stand und Rat wenigstens, noch allzusehr die Völkerrechts-
praktiker, die Diplomaten und die Offiziere. Es fehlen ferner
noch zu sehr die Vertreter von Handel und Industrie. Daß das
Friedensvölkerrecht Fundament der Weltwirtschaft ist, darüber
wird man doch nicht im Zweifel sein. Man ist anscheinend aber
nicht genügend davon verständigt, daß auch Kriegsvölkerrecht
mittelbar ihren Friedensinteressen dient und daß sie es mit ihren
Kenntnissen und Erfahrungen außerordentlich zu fördern imstande
sind. Handel und Industrie werden uns z. B. nach dem Kriege
darüber belehren müssen, was uns die Beachtung oder Nichtbe-