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thümlicher Art.“ Diese Gruppen sollen sämmtliche Frauen und
Kinder gemeinsam gehabt haben, derart, dass jede Frau jedem
Mann geschlechtlich zu dienen genöthigt war (Hetärismus) und
Frauen und Kinder lediglich Vermögensstücke der primitiven
Gemeinschaft waren!!). Bei solchem Zustand war Ehebruch
innerhalb des Geschlechtes unmöglich, nur Verkehr mit Genossen
eines anderen Geschlechtes konnte Ehebruch oder Unzucht heissen.
Gleichzeitig herrscht volle Vermögensgemeinschaft sowohl an
Mobilien als an Immobilien '?), die Kinder werden aus dem
gemeinsamen Vermögen erhalten, ihr individuelles Verhältniss
zur Mutter tritt zurück; sie sind Hordenkinder!?). Es werden
nicht spezielle Verwandtschaftsgrade einzelner Personen zu einander
unterschieden, das ganze Geschlecht zerfällt vielmehr in gewisse
Altersclassen: Väter, Mütter, Geschwister, Kinder, ohne Rück-
sicht darauf, ob ein näheres Verhältniss zwischen einzelnen Indivi-
duen nachweisbar ist oder nicht %.. Diese Angaben beziehen
sich nur auf den Urtypus der Geschlechtsgenossenschaft, welche
später eine Reihe von Entwickelungsstufen durchmachte, so nament-
lich: „Geschlechtsgenossenschaften mitW eibergemeinschaft“, „Haus-
gemeinschaften“, und „das patriarchalische Haus und die staat-
liche Familie“ 1%). Im allgemeinen „wird man den Urtypus der
primitiven Genossenschaft nur als dasjenige Bild ansehen dürfen,
welches sich ergiebt, wenn man die primitivsten Seiten, welche
man bei den verschiedensten Geschlechtsgenossenschaften der Erde
findet, doch immer so, dass neben ihnen andere, bereits höher
entwickelte Seiten vorhanden sind, zusammenstellt* .... „Ob eine
derartig organisirte Geschlechtsgenossenschaft auf der Erde je
existirt hat, kann als feststehend nicht angesehen werden 1°).*
Schon dieses Zugeständniss aus der Feder des wissenschaft-
lichen Vaters der Geschlechtsgenossenschaft ist geeignet einiger-
maassen stutzig zu machen. Die Art aber, wie er zu ihrem Bilde
11) Grundlagen, S. 102, 117, 119, 175, 894, Geschlechtsgen. der Urzeit
S. 4, Anfänge der Oultur S. 16.
12) Grundlagen S. 56, 202, 305 ff. 12) 1. c. 190.
ı) Ein Theil der folgenden Ausführung ist der citirten Besprechung
in Grünaut's Zeitschrift entnommen. ?5) Bausteine II $ 108 ff.
18) a.2.0.8. 19.