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Methode. Wie diese im Einzelnen beschaffen sein muss, kann
nicht an diesem Ort erörtert werden, für sicherstehend aber
halten wir die Nothwendigkeit einer gewissen Isolirung jeder zu
behandelnden Institution. Die Bemühung sie zugleich in ihrer
Gesetzmässigkeit und ihrer Complication mit allen anderen socialen
Verhältnissen darzustellen, ist eine von vornherein aussichtslose.
Wir verweisen diesbezüglich auf CARL MENGER’s „Untersuchungen
über die Methode der Socialwissenschaften ‚“ namentlich auf das
6. Kapitel: „Ueber die Theorie, dass die volkswirthschaftlichen
Erscheinungen in untrennbarem Zusammenhang mit der gesammten
socialen und staatlichen Entwickelung der Völker zu behandeln
seien.“ Das Ziel der Forschung wird es sein Gesetze zu entdecken,
welche die Welt der Erscheinungen beherrschen und durchdringen
und sowohl zur Aufhellung einer sonst unbekannten Vergangenheit,
als vielleicht zur Vorausbestimmung künftiger Bildungen dienen
können. Andere Ziele, wie die Erziehung des sittlichen Willens u. dgl.
mögen wohl daran geknüpft werden, liegen jedoch bereits ausserhalb
des Rahmens der sociologischen Rechtslehre. Die diesbezüglichen
Forschungen sind, wie an anderem Ort entwickelt werden wird,
ein Theil der theoretischen Socialwissenschaft, nicht der Geschichte,
wenn sie auch des allgemeinhistorischen Interesses nicht entbehren.
Im Vorstehenden sind wir genöthigt gewesen in polemischer
Weise die Resultate und die Methode der neuen Wissenschaft
gegen Prof. STOERK, den Herausgeber dieser Zeitschrift, in Schutz
zu nehmen. Zugleich haben wir einen Theil der Lehren Posr’s,
des Altmeisters der ethnologischen Jurisprudenz, einer neuerlichen,
ablehnenden Beurtheilung unterzogen. Wir sind es ihm schuldig,
hier neuerdings und ausdrücklich hervorzuheben, wie hoch wir
seine actuellen Verdienste um die sociologische Rechtslehre
anschlagen. Die letztere befindet sich aber in dem unvermeidlich
von Zweifeln und Kämpfen begleiteten Stadium des Werdens;
da ist es ein Verdienst, das Zweifelhafte und der Klärung
Bedürftige zur Discussion zu bringen. Das hat durch seine
Studie STOERK gethan und dafür glauben wir ihm, wie im eigenen
Namen, so in dem aller mitinteressirten Fachgenossen unseren
Dank aussprechen zu sollen.