Full text: Archiv für öffentliches Recht.Zweiter Band. (2)

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gewichtes zwischen beiden Sektionen. Bei der aus den oben ent- 
wickelten Gründen schon ohnehin ausserordentlich wichtigen 
Aufnahme eines neuen Territoriums in die Union und selbst- 
verständlich in noch höherem Grade bei der Organisation eines 
bisherigen Territoriums zu einem neuen Staate kam es im Kon- 
gresse zu den heftigsten Auftritten, bei denen am Ende die 
augenblicklich im Senate oder Repräsentantenhause hinsichtlich 
der Sklaverei vorherrschende Strömung noch gleichgültiger er- 
schien, als eben die mögliche Verschiebung jenes Gleichgewichtes; 
eine solche Verschiebung musste auch insofern von besonderer 
Wichtigkeit sein, als die politischen Zustände eines neues Staates, 
die ja einen wesentlichen Einfluss auf die Zusammensetzung der 
Bundesregierung zu üben haben, ihrerseits wieder die Gestaltung 
der Dinge im Kongress und bei den Präsidentenwahlen wesentlich 
beeinflussen mussten. Es kann also gar nicht Wunder nehmen, 
dass der Süden sofort seinerseits durch Bildung eines neuen Sklaven- 
staates ein Aequivalent verlangte, sobald andererseits die Aufnahme 
eines Territoriums oder Staates mit freier Arbeit zu erwarten 
stand und umgekehrt. So wurde beispielsweise die Anerkennung 
des Sklavenstaates Missouri kompensirt durch die Erhebung eines 
bisher zu Massachusetts gehörigen Gebietes zu einem selbständigen 
Staate, der den Namen Maine erhielt; und der Kampf zwischen 
den Parteien entbrannte besonders heftig insbesondere dann, 
wenn es sich um Territorien handelte, in denen nicht, wie in 
dem ehemaligen, von Frankreich erworbenen Louisiana-Gebiete, die 
Sklaverei bestand; sehr umfangreiche Ländermassen dieser Art 
fielen nun aber den Vereinigten Staaten zu Anfang der dreissiger 
Jahre nach dem Kriege mit Mexiko bezw. der Annexion von 
Texas zu in Kalifornien und Neumexiko und weiterhin in den ge- 
waltigen Strecken im Nordwesten unter dem Namen ÖOregon. 
In diesen Territorien — so urtheilte die Antisklavenpartei — besteht 
die Sklaverei nicht; diese müssen also auch nach ihrer Aufnahme 
in die Union für immer frei bleiben, denn ihre Organisation ist 
Sache der Union als solcher, und diese kennt auf Grund der 
Konstitution die Sklaverei überhaupt nicht; die Bestimmungen, 
welche dieses Instrument hinsichtlich der Sklaverei enthielt, sind 
nur gegeben zu Gunsten derjenigen Einzelstaaten, in denen die 
Sklaverei auf Grund eines von diesen Staaten, nicht aber von 
der Union erlassenen Gesetzes schlechthin besteht, wie denn
	        
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