Full text: Archiv für öffentliches Recht.Vierter Band. (4)

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heit; nicht als eine Maschine d. h. mechanisch, sondern als 
einen Organismus d. h. organisch betrachtet. Das Wesen des 
Örganischen aber beruht darauf, „dass es in sich selbst, nicht 
ausser sich, den Grund und die Ursache seines Bestehens findet, 
alles Aeussere höchstens als Bedingung, nicht als Ursache seines 
Lebens in Betracht kommt“ °). So sehr entspricht dies der ganzen 
modernen Weltanschauung, dass selbst STAHL, welcher der poli- 
tischen Entwicklung seiner Zeit ganz anders gegenübersteht als 
SCHLÖZER der der seinigen, der aber doch stets in sehr geschickter 
Weise seine Ideen mit dem Zeitgeist in Einklang zu bringen 
sucht, sich zu der Lehre bekennt, dass der Staat weder durch 
den Willen der Einzelnen noch durch den des Volkes als Ganzen, 
dass er überhaupt nicht durch eine beabsichtigte That entsteht, 
so wenig als das ursprüngliche Recht. „Sondern es ist noch ein 
höherer Factor als menschlicher Wille, die geschichtliche Fügung, 
welche die unzähligen Thaten der unzähligen Menschen zu dem 
einen Erfolge bringt, dass der Staat und dass er in der bestimmten 
Weise entsteht“ 1%). Freilich tritt STAuL, indem er auf jener 
„geschichtlichen Fügung“ seine Lehre von einer transcendenten, 
zweckbewussten, göttlichen Einsetzung des Staates aufbaut, wieder 
aus dem Rahmen der organischen Theorie heraus. 
Gegen die Lehre LockE’s und RoussEAu’s vom Staatsver- 
trage, welche das Zeitalter der Revolution beherrscht hatte, trat 
mit der politischen auch eine wissenschaftliche Restauration ein, 
welche ihren schärfsten Ausdruck in Lupwıe v. HALLER’s Restau- 
ration der Staatswissenschaft findet !!). Diese Patrimonialtheorie 
sieht in den Staaten geschlossene Menschenverknüpfungen, welche 
durch Dienst- und Herrschaftsverhältnisse gebildet werden, und 
%) Roux, Der Kampf der Theile im Organismus (1881) S. 216; vgl. 
Rosm, Souveränität, Staat etc. S. 34. 
10) StauL, Philosophie des Rechts Bd. II, Abth. 2, S. 171. 
1) K. L. v. Harzer, Die Restauration der Staatswissenschaft oder 
Theorie des natürlich geselligen Zustandes der Chimäre des künstlich bürger- 
lichen entgegengesetzt, 6 Bde., Winterthur 1816—1825. 
 
	        
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