Zur Lehre von der ewigen Neutralität.
Von
Dr. jur. et phil. RETTICH in Sigmaringen.
Cart Hırty, Die Neutralität der Schweiz in ihrer heutigen Auffassung.
Bern. Verlag von J. Wyss. 1889.
Die Veröffentlichung dieser actuellen Schrift — verfasst war
sie, wenigstens theilweise, nach dem Vorwort des Verfassers schon
früher — ist allerdings zunächst pro domo erfolgt. Aber indem
sie den subjectivischen Erörterungen über die jüngst zwischen der
deutschen Reichsregierung und der Schweiz entstandenen Miss-
helligkeiten eine in den Tagesblättern nur allzu häufig vermisste
wissenschaftlich-rechtliche Basis zu unterführen suchte, musste sie
hüben wie drüben willkommen sein, und sie hat in der That auch
gleich nach ihrem Erscheinen von einem grossen Theile der deut-
schen Presse eine besondere Beachtung erfahren. Heute ist nun
allerdings der Notenstreit der beiden Nachbarstaaten wieder auf
dem besten Wege, in die alten freundschaftlichen Beziehungen
auszulaufen. Allein der Anlass des kaum beruhigten COonflicts
ist derart, dass er eine Wiederholung in anderen Formen und
an anderen Orten keineswegs ausschliesst, während die Schlichtung
selbst nicht etwa durch eine auf beiden Seiten anerkannte und
darum für alle Zukunft präjudicirliche Rechtsconstatirung erfolgte,
sondern eher zufolge einer gewissen Kampfesmüdigkeit auf beiden
Seiten, oder sagen wir, durch eine glücklicherweise in Bern wie
in Berlin vorhandene, allem Heissspornigen abholde Liebe zum
Frieden zu Stande kam. Aus diesen Gründen beanspruchen die
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