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Aus diesen Ausführungen ergiebt sich nun auch der Inhalt
der die Neutralisation häufig begleitenden Garantie -Verpflichtung
ohne Anstrengung mit wissenschaftlicher Consequenz. Die Garantie
der Neutralisation, als accessorischer Vertrag zum Neutralisations-
vertrage hinzutretend, qualificirt sich als die vertragsmässig über-
nommene Verbindlichkeit eines oder einer Mehrzahl von Staaten
(Oollectiv-Garantie) zur Bewahrung des neutralisirten Staates vor
jeder kriegerischen Schädigung einerseits und andererseits zur
Behinderung desselben an jedem effectiv feindseligen Vorgehen
gegen einen der neutralisirenden Staaten. Eigenthümlicher Weise
hat die Theorie diese letztere Seite der Garantiepflicht bisher
vollkommen ausser Acht gelassen. Auch Hırry, der das Neu-
tralisationsrecht monographisch behandelt und dabei eingehend
auf die Garantie zu sprechen kommt, ist nicht darauf eingegangen.
Die Neutralisationsverträge selbst enthalten allerdings keinen
directen Hinweis darauf. Doch ist in dieser Hinsicht das Instrument
des Luxemburgischen Neutralisations- und Garantievertrages von
besonderer Bedeutung. Es heisst dort in Art. II:
„Le Grand-Duch& de Luxembourg, dans les limites döter-
minees par l’Acte annex& aux Traites du 19 avril 1839 sous
la garantie des cours d’Autriche, de la Grande-Bretagne, de
Prusse et de Russie formera desormais un Etat perpetuellement
neutre.
Il sera tenu d’observer celle möme neutralit& envers tous
les autres Etats.
Les hautes Parties contractantes s’engagent & respecter le
principe de neutralit& stipul& par le present Article.
Ce principe est et demeure plac& sous la sanction et la
garantie collective des Puissances signataires du prösent traite,
& l’exception de la Belgique qui est elle-m&me un Etat neutre.“
Die Mächte garantiren demnach nicht allein die Unverletz-
lichkeit Luxemburgs, sondern das ganze Princip der vorliegenden
Neutralisation, als dessen Inhalt und Wille auch das neutrale