Full text: Archiv für öffentliches Recht.Fünfter Band. (5)

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des bewussten, vernünftigen menschlichen Willens ist“ (pg. 139). 
Denn zur Naturnothwendigkeit des Menschen gehört es, dass er 
bewusstes Lebewesen ist, dass die naturgemässe Entfaltung seines 
Wesens, insbesondere auch als Gesellschaftswesen sich vollzieht 
unter Bethätigung seines Vorstellens, Fühlens, Wollens, die sich 
freilich immer nur an und unter den Bedingungen der ihm äusser- 
lich gegebenen Natur und Gesellschaft entwickeln. Auch der 
Staat ist in Entstehung, Bestand und Fortbildung gedacht, ge- 
fühlt, gewollt. Ja gerade die „evolutionistische* Betrachtungs- 
weise, die dem Verfasser vorschwebt, führt zu dem Ergebniss, 
dass die verschiedenen Stufen der menschlichen Kultur und die 
verschiedenen Gestaltungen der menschlichen Gesellschaft eine 
aufsteigende Entwicklung darstellen, in welcher das menschliche 
individuelle und Gemeinschaftsleben immer mehr, immer allge- 
meiner, immer vollkommener sich mit begrifflicher Bewusstheit 
und in planmässigen Zwecksetzungen vollzieht... Wenn Prkuss 
die Gemeinde und den Staat zu den „gewordenen“ Körper- 
schaften in dem Sinne zählt, dass sie — im Gregensatz zu den 
gewillkürten Körperschaften — nicht durch zweckbewussten Willen 
entstehen und bestehen, dass sie ohne Hinblick auf irgend einen 
Zweck geworden sind, so bedarf es nicht des Rückblickes auf 
historisch noch erkennbare Gemeindegründungen, es genügt der 
Hinweis auf die Entstehung des deutschen Reiches, auf seine 
verfassungsmässigen Zwecksetzungen, um zu erkennen, dass jene 
Wendung eine mystische Formel SCHELLING’schen Ursprunges ist. 
Eine organische Anschauung, welche den Einschlag des mensch- 
lichen Bewusstseins, des zweckerfüllten Willens in den Bildungen 
auch der „gewordenen Körperschaften“ der Familie, der Ge- 
meinde, des Staates, der Staatenverbindungen einfach eliminirt, 
anstatt' seine Wirkungskraft, wie denn freilich auch seine Ge- 
bundenheit an die gegebenen natürlichen und historischen Fak- 
toren aufzuweisen, ist wissenschaftlich werthlos. 
Und nicht nur eine „scheinbare Parodoxie“, sondern
	        
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