Full text: Archiv für öffentliches Recht.Siebenter Band. (7)

— 1393 — 
presse und dem Vereinswesen nicht einem ehrlichen und starken 
bürgerlichen Pflichtgefühl, sondern der Popularitätshascherei, irgend 
speciellen Interessen, der Verletzung der Staatsform und der be- 
stehenden Autoritäten, dem Bestreben einseitig zurückhaltender 
oder sich überschlagender Tendenzen, dem Dienste persönlicher 
oder specieller Leidenschaften und Interessen, der Eitelkeit und 
Schmeichelei der Wähler resp. des Volkes und seiner Erwählten 
dienstbar gemacht werden sollen; wenn bei dem Rechtsschutz 
immer nur an den Schutz individueller Freiheitsrechte und nicht 
an den Schutz aller begründeten Rechte gedacht wird und wenn 
bei den Staatsfinanzfragen nicht das wirkliche Staatsbedürfniss, 
sondern irgend andere Rücksichten massgebend werden. 
X. Als die europäische Welt nach mehrhundertjährigen 
schweren Kämpfen in den Völkern und Staaten, welche stets 
durch Bündnisse und Interventionen fremder Mächte genährt und 
verbittert wurden, mit dem Feudalismus des Mittelalters fertig 
geworden, und der dabei besonders wirksame und emporgekommene 
Fürstenabsolutismus sich und zwar verhältnissmässig schnell trotz 
einiger hervorleuchtender Herrscherpersönlichkeiten abgenutzt 
hatte —, da sagte es nicht nur die natürliche Einsicht in die 
Bedingungen der Selbsterhaltung, sondern auch eine gewisse 
instinctive Empfindung für das Nothwendige, dass sowohl dem 
Feudalsystem als auch dem Fürstenabsolutismus für ihre Zeiten 
einige Berechtigung zustand, dass in ihren Grundideen sogar einige 
allgemeine Wahrheit lag, und dass man nicht nur wegen der Reste 
ihrer Daseinsformen, sondern auch jenes Kerns der Wahrheit ihrer 
Grundideen wegen einen Uebergang oder eine Vermittlung mit 
den Anschauungen und Bedürfnissen der Neuzeit suchen müsse. 
Das Streben nach einer mit den absoluten Bedürfnissen der 
Einheit in das rechte Verhältniss zu setzenden Individualfreiheit 
— das war es, was zunächst dem Kampf zwischen dem absoluten 
Fürstenthum und dem Feudalismus zu Grunde lag und durch den 
seit dem 13. Jahrhundert in allen Ländern eingetretenen Sieg
	        
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