— 587 —
Proportionalwahlen, anreihen, der meinige den empirischen, er wäre
als eine Art der eingeschränkten Stimmgebung, des vote limite, zu
bezeichnen, unterscheidet sich aber von den bisherigen Vorschlägen
in dieser Richtung dadurch, dass diese stets im Zusammenhang mit
dem Listenskrutinium auftreten, d.h. Wahlbezirke mit drei oder mehr
Abgeordneten voraussetzen; eine solche Verbindung ist, wie ich
gezeigt zu haben glaube, zur Ermöglichung der Minderheitsver-
tretung nicht nothwendig und meines Erachtens auch nicht
wünschenswerth. — Der folgende Abschnitt der Schrift enthält
eine interessante Zusammenstellung der Versuche, die in ver-
schiedenen Ländern Europas und Amerikas mit der Durchführung
der Vorschläge gemacht worden sind. Bemerkenswerth erscheint
mir hiebei, dass diese Versuche — abgesehen von Spanien, wo
bekanntlich unter jedem Wahlsystem die Wahlen von der je-
weiligen Regierung gemacht werden, — bisher nur in verkält-
nissmässig kleinen Gemeinwesen (Dänemark, einzelnen Staaten der
nordamerik. Union) unternommen worden sınd, was darauf hin-
weisen dürfte, dass die sämmtlichen Vorschläge für grosse Staaten
zu komplicirt sind. Am komplicirtesten ist, wie schon Zfr. VI
der Zahlenbeispiels-Beilage der Schrift R.'s beweist, das „rationelle“
Systen der Proportionalwahlen, und darin findet — im Schluss-
abschnitt — R. wohl mit Recht den Grund dafür, dass man
dieses System noch nirgends einzuführen unternommen hat.
Wenn im Uebrigen R. bei der Vergleichung des Systems der reinen
Mehrheitswahl mit dem rationellen System der Proportionalwahl
ausführt, dass es unberechtigt sei, dieses letztere als eine aus
dem Begriff des konstitutionellen Staats sich ergebende Nothwendig-
keit darzustellen, dass der praktische Staatsmann vielmehr die
Vorzüge und Mängel der verschiedenen Systeme ım Zusammen-
hang mit den sonstigen politischen Einrichtungen und Verhält-
nissen seines Staats abzuwägen habe, so wird man dem beistimmen
müssen; nur scheint es mir angesichts des ersten Teils dieser
Ausführung nicht ganz folgerichtig, wenn R. das System der