Full text: Archiv für öffentliches Recht.Achter Band. (8)

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Es liegt auf der Hand, dass gegen den hier entwickelten 
(Gedanken ganz insbesondere die historische Schule zu Felde ziehen 
musste, welche seit mehr denn einem halben Jahrhundert die 
Wissenschaft ausschliesslich beherrschte und um so mehr Zulauf 
fand, als ihr die thatsächliche Entwickelung der Dinge in Europa, 
namentlich aber ın Deutschland und Italien, nur allzu sehr Recht 
zu geben schien. Die, Unfehlbarkeit aber, welche die historische 
Schule anfıng, daraufhin für sich in Anspruch zu nehmen, wird 
auf die Dauer vor der unbefangenen Kritik des nüchternen Denkens 
nun kaum mehr Stand halten können, da sie anscheinend sich 
überlebt hat. Sei dem übrigens im Allgemeinen, wie ihm wolle; 
für die Frage, um welche es sich hier insbesondere handelt, 
muss sich ergeben, dass die Angriffe der historischen Schule 
gegen die Idee des Stabilitätsprincips jedenfalls verfehlt sind, 
weil sie allzuweit über das Ziel hinausschiessen, und andererseits 
— soweit sie besten Falles gerechtfertigt erscheinen — lediglich 
einen Anhalt finden in einer ganz übertriebenen Principienreiterei, 
za welcher sich die Gegnerin der historischen Schule, nämlich 
diejenige des radicalen Vernunftrechtes, mit Vorliebe versteigt, 
und deren Irrthümer leicht aufzudecken sind. 
Die beiden hier angedeuteten Extreme sind nunmehr im 
Einzelnen näher zu betrachten. 
Die Angriffe der historischen Schule gegen das Stabilitäts- 
princip, wie es von einem wirklichen Staatengesellschaftsrechte 
anerkannt werden muss, beweisen um desswillen nichts, weil sie 
zu viel beweisen wollen, indem sie jenem Princip eine Bedeutung 
unterlegen, die es vernünftigerweise gar nicht haben kann, näm- 
lich die, als ob damit für alle Ewigkeit die thatsächliche 
Unmöglichkeit einer Aenderung in den einmal gegebenen Ver- 
hältnissen decretirt werden solle. Das wäre allerdings ein voll- 
endeter Widersinn, aber umgekehrt würde, wenn die historische 
Schule ihrerseits das Wahre träfe, und also von einem Stabilitäts- 
princip schlechthin nicht gesprochen werden dürfe, die Idee des
	        
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