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BRocHER nennt selbst seine Aufstellung ein sujet fort delicat.
Und in der That ist dieselbe auch nicht geeignet, Klarheit ım
Systeme des internationalen Privatrechts zu schaffen. Die Frage
der Collision ist nicht gelöst. Die Annahme eines absoluten inter-
nationalen Privatrechts ist falsch. Letzteres ist stets nur ein
Theil des Einzelrechts. Ein ordre public international könnte
aber nur als Folgezustand aus einem selbständigen internationalen
Rechte gedacht werden. Denn ordre ist nur die Wirkung eines
bestehenden Rechts. Die Harmonie oder comitas nationum ist
aber nicht im Stande Conflictsfälle nach Rechtsgrundsätzen
zu lösen. Ueberdies führt die Lehre BrocHer’s dazu, dass ein
weiteres Recht als collidirend zu beachten wäre, indem nicht nur
die verschiedenen ordres publics internes, sondern auch diese mit
dem ordre public externe collidiren müssten.
Allen diesen Aufstellungen fehlt das Rückgrat. Die Herr-
schaft der Rechtsnormen läge nicht im Rechte selbst, sondern
im Ermessen des Richters. Sein Richterspruch begrenzt die
Herrschaft jenes ordre public, inter&t economique, moral etc. oder
jener lois d’ordre social. Rien de plus vague, en effet, que l’idee
d’ordre public, de moralit& publique, de droit public non £crit-
rien de plus arbitraire qu’un jugement reposant sur l’appreciation
personnelle du juge a l’egard de ces notions peu precises’).
tion des choses qui est: competente pour reglementer la nature et les effets
des droits reels.
BROCHER, Cours de droit international prive Paris 1882 S.25. Le droit
international prive peut ätre consider6 comme e&tant la loi des lois. Ibidem
S. 109. L’ordre public interne se developpe dans le sein d’une seule et mäme
legislation. — C’est entre souverainetes diverses qu’il faut en tracer, quand
il s’agit d’ordre public international.
Vgl. andererseits BROCHER, Nouveau traite S. 352: Il importe aux Etats
de ne pas trop s’entraver r6ciproquement dans l’exercice de leur souverainete.
?) Asser in der Revue de Droit International Bd. VII S. 389. Vgl. im
allgemeinen BAR, Internationales Privatrecht Bd. I S. 97 ff. Auch LAaurRent
a. a. OÖ. Bd. VIl S. 239 nennt den ordre public „vague“; on peut lui faire
dire a peu prös tout ce que l’on veut. Siehe auch ToRRES CAmros, Estudios